Oberhausen. .

Eine fantastische Schau ist die Ausstellung „Hair!“, die am Samstagabend in der Ludwiggalerie im frisch renovierten Schloss eröffnet wird. Die Besucher erleben eine Uraufführung, denn nie zuvor gab es eine Präsentation, die das Haar in der Kunst in vergleichbarem Umfang in den Fokus rückte.

An Vielfalt kaum zu überbieten

Mit etwa 200 Werken von der Antike bis zur Moderne, mit Gemälden, Drucken, Zeichnungen, Fotografien, Kollagen, Skulpturen, Reliefs, Materialbildern, Videos und Gebrauchsgegenständen aus allen Jahrhunderten ist sie an Vielfalt kaum zu überbieten. Dennoch leiten Kuratorin und Galerie-Direktorin Christine Vogt und ihr Team den Gast auf fühlbar geordnetem Weg durch die Galerie-Räume. Der rote Faden geht nie verloren.

Schätze aus der Sammlung Peter und Irene Ludwig begegnen Arbeiten aus anderen Kollektionen. Das ist ein Auftrag der Ludwiggalerie und dafür bedarf es einer Thematik. Nach der Ausstellung „Zu(m) Tisch“ im Kulturhauptstadtjahr 2010 ist „Hair!“ nun die zweite große Themenschau, mit der Oberhausens Kultur punktet. Erstmalig gibt es eine Auftragskomposition: den weißen, schwebenden Friseursalon der Künstlerin Anita Brendgens. Sie hat Dinge, die zur Verschönerung der Frisur bestimmt sind, aus selbst geschöpftem Papier gefertigt und sie, an Fäden hängend, zu einem Raum im Raum zusammengefügt. Ein Werk, das gleichzeitig zum Träumen und Entdecken verführt.

„Die Farbe des Haars als Bedeutungsträger“

Gegliedert ist die Präsentation in die Themenbereiche „Haar und Kult“, „Haar und Macht“, „Offenes und verdecktes Haar“, „Die Farbe des Haars als Bedeutungsträger“, „Das Frisieren des Haars“, „Die Locke“. So ist es möglich, dass sich Kunstwerke begegnen, die sonst nie miteinander zu sehen wären. In der Abteilung „Haar und Macht“ thront Nicholas Monris „Douglas Fairbanks sen.“ (1966), der Herr mit dem Winkelschnäuzer, „ein typisches Stück aus der Sammlung Ludwig“, wie Christine Vogt sagt.

Im gleichen Raum befindet sich „Salvador Dali“ (1963 - 1970) von Fritz Pitz. In der Sektion „Haar und Kult“ hängt „Junger Fürst und Tänzerinnen“, eine Radierung aus dem Jahr 1918 von Emil Nolde, friedlich neben „Zwei Schächer am Kreuz“, aus Eichenholz gefertigt um 1520. Für die Bedeutung von Haarfarben in der Kunst stehen Claudia Schumachers „DerFrauenGlück“, ein aus zwei Schrubbern mit Langhaar bestehendes Werk aus dem Jahr 2005, ebenso wie Edvard Munchs „Der Tod des Marat“, Lithographie auf Japanpapier (1906/7).

Die Ausstellung gewährt Wiedersehen mit bekannten Werken, wie Andy Warhols „Geburt der Venus“ (1984) oder Munchs „Madonna“ (1902). Gezeigt werden auch weniger bekannte Arbeiten wie „Detlef“, ein Foto behaarter Männerbeine mit eingekämmten weiblichen Akten der Oberhausener Künstlerin Billie Erlenkamp.