Oberhausen.

Umzugs-Atmosphäre erlebt, wer zur Zeit einen Blick in die Ludwiggalerie wirft. Überall stehen angelieferte Spezialkisten herum, manch ein für die Ausstellung „Hair! Das Haar in der Kunst“ angeliefertes Werk wurde bereits aus der Verpackung befreit und in der Nähe des Standortes positioniert, den ihm die vorläufige Planung der Präsentation zuweist.

Kunst im Akklimatisierungsprozess, Kunst in der Warteschleife. Kunst zwischen freier Entfaltung im Raum und geschütztem Bett im Transportbehälter. Kunst vor oder nach dem Untersuchungsprozess, den die Restauratoren durchführen.

Untersuchung mit UV-Licht und Lupe

Zum Teil weit gereist sind die Exponate, die ab dem 22. September in der Galerie zu sehen sein werden.

Aus Sankt Petersburg kommt zum Beispiel das 1,20 mal 1,49 Meter Große Bild „Hair Partition“, („Scheitel“) von Domenico Gnoli, das Plakat-Motiv der Haar-Ausstellung. Im Behälter hat es sich 24 Stunden lang liegend an die Raumtemperatur des Museums gewöhnt, gestern wurde es aufgerichtet. Dort, wo es demnächst Blickfang der Ausstellung sein wird, lehnt es nun zunächst einmal an der Wand.

Die Restauratoren werden es unter die Lupe nehmen, um festzustellen, ob es den Transport auch wirklich unbeschadet überstand. Sie machen das mit UV-Licht und Lupe. Das Ergebnis wird im Zustandsprotokoll festgehalten.

Aufbau einer Ausstellung ist spannend und überraschend

Die „kunst-ärztliche“ Untersuchung wird später noch einmal durchgeführt, bevor das Werk nach Ende der Ausstellung die Rückreise in sein Heimatmuseum antreten wird, sagt Christine Vogt, Kuratorin der Ausstellung und Direktorin der Galerie. Der Aufbau einer Ausstellung sei immer sehr spannend, manchmal auch überraschend. Obwohl sie die Exponate ja kenne und viele schon einmal sah, wirkten sie in neuer Umgebung doch manchmal ganz anders, größer oder kleiner als in der Erinnerung.

Gerahmte Gemälde reisen im Schutzrahmen, Skulpturen in Schaumstoffbetten oder mit Riemen gesichert auf Styropor-Unterlagen. Manch ein Exponat reist in Begleitung von Kurieren. „Das ist auch gut so, denn große Skulpturen haben oft sehr komplizierte Hängungen“, sagt Christine Vogt.

Schon jetzt lässt sich erahnen, wie vielfältig die Ausstellung sein wird. Von der Antike bis zur Moderne, vom Gemälde über Wand-und frei stehende Skulpturen bis bis hin zu Fotografie, Gefäßen, Utensilien. „Mit dem Haar haben sich schon viele Ausstellungen befasst, aber nie historisch so umfassend“, sagt Galerie-Volontärin Julia Austermann. „Das ist, was sie so einmalig macht.“