Oberhausen. Blaue Flecken, Brandmale, Fesselspuren: Die Arbeit in der Kinderschutzambulanz ist für die Ärzte am EKO belastend. Keine Trendwende: Zahl der Fälle bleibt konstant
Da ist der fünf Wochen alte Säugling mit gebrochenem Oberarm – das Kind habe sich im Bettgitter verkantet, behaupten die Eltern. Doch das Röntgenbild zeigt zahlreiche alte Verletzungen über das kleine Skelett verteilt. Oder das dreijährige Kind aus dem Baltikum: „Es hatte blaue Flecken am ganzen Körper, übersät von Brandmalen, Spuren von extremer Bestrafung und Fesselung“, erinnert sich Kinderchirurgin Annette Kehr. „Das sind die Fälle, die mir am nächsten gehen. Die Kinder sind doch völlig wehrlos.“
Standardisierte Abläufe
Die Arbeit in der Kinderschutzambulanz am Evangelischen Krankenhaus Oberhausen (EKO) ist auch für die Ärzte mitunter belastend: „Wir sehen hier häufig Kinder mit Verdacht auf sexuellen Missbrauch oder Misshandlung“, sagt Leiterin Kehr. „Das hinterlässt noch immer ein ungutes Gefühl.“
Kinderschutzambulanz fehlt Geld
Der Kinderschutzambulanz am Evangelischen Krankenhaus Oberhausen fehlt Geld – für einen eigenen Raum, medizinische Geräte und einen eigenen Psychologen. „Wir würden uns freuen, wenn Sie uns mit einer Spende unterstützen“, sagt Kinderchirurgin Annette Kehr. „Das wäre für Oberhausen und seine kleinen Menschen sehr wichtig.“
Wer spenden möchte, wendet sich an das EKO per E-Mail unter info@eko.de oder per Telefon an 881-8534. Dort ist die Kontoverbindung zu erfragen.
Kontakt für Hilfesuchende: Kinderschutzambulanz im EKO, Haus F, Erdgeschoss, Virchowstr. 20, 46047 Oberhausen, Terminabsprachen: 881-1300.
Die standardisierten Abläufe, die mit der Einrichtung der Kinderschutzambulanz eingeführt wurden, seien da eine große Hilfe: Statt immer neue Einzelfallentscheidungen treffen zu müssen, habe man nun feste Standards – wie etwa das Röntgen des Skeletts bei Verdacht auf Misshandlung, um nach verborgenen Verletzungen zu suchen. „Die Verantwortung wird jetzt auf mehreren Schultern verteilt. Das ist eine enorme Erleichterung.“
Zahl der Kindesmisshandlungen kaum verändert
Gleichwohl gebe es Situationen, die „bleiben immer schwer“, sagt Kehr – etwa, die Eltern mit den Missbrauchs-Vorwürfen zu konfrontieren: „Da prasselt dann oft geballte Aggression auf einen ein, bis hin zu Handgreiflichkeiten. Das ist keine schöne Situation – schon gar nicht mit vielen anderen Kindern im Wartezimmer.“
In den drei Jahren seit dem Start der Kinderschutzambulanz habe sich die Zahl der Kindesmisshandlungen in Oberhausen kaum verändert – von Trendwende keine Spur. „Aber es landen natürlich auch nicht alle Fälle aus Oberhausen bei uns – viele werden auch von den Hausärzten abgefangen.“ Und wie hoch die Dunkelziffer ist, lässt sich nur erahnen.
Typische Verletzungen
Missbrauch überhaupt zu erkennen sei nicht immer einfach – auch nicht für Experten, erklärt Kehr: „Ein blauer Fleck ist nicht immer ein Zeichen für Misshandlung.“ Zwar gebe es typische Unfallverletzungen und typische Misshandlungsverletzungen – „aber eben auch ein ganz großes Feld dazwischen“.