Oberhausen. Medizinerteam half binnen drei Jahren 160 misshandelten und missbrauchten Kindern. Kassenleistung reicht nicht aus. Mehr Fälle entdeckt.
Kleine Kinder mit Knochenbrüchen und Brandmalen, Säuglinge, die von blauen Flecken übersät sind: In den vergangenen drei Jahren seit ihrer Gründung war die Kinderschutzambulanz im Evangelischen Krankenhaus (EKO) Anlaufstelle für 160 Kinder, die misshandelt oder sexuell missbraucht wurden – Fälle von extremer Vernachlässigung noch nicht mitgezählt.
Doch die Ambulanz plagen Geldsorgen: „Wir sind stark auf Spenden angewiesen“, bestätigt Leiterin Annette Kehr. „Wir könnten so viel mehr tun.“
Gespräche mit Polizei, Rechtsmediziner und Jugendamt
Das Problem: Die Kinderschutzambulanz ist keine Regelleistung der Krankenkassen. So werden die Verletzungen misshandelter Kinder bisher abgerechnet, als seien sie ein ganz gewöhnlicher Unfall. „Aber das reicht nicht“, sagt Kehr. „Der Aufwand ist erheblich größer – allein schon durch Gespräche mit der Polizei, dem Rechtsmediziner und dem Jugendamt.“
Noch ist die Kinderschutzambulanz im EKO drei Jahre nach dem Start deshalb eher eine „virtuelle Ambulanz“. Eigene Räume gibt es nicht – dazu fehlt schlicht das Geld. „Aber wir sind da dran“, sagt Kehr. „Die Kinder fassen sehr schwer Vertrauen – ein eigener Raum mit ein bisschen mehr Ruhe und heimeliger Atmosphäre würde sicher helfen.“
Und auch an weiteren Ecken mangelt es: Es fehlt ein sogenanntes „Kolposkop“, eine Gerät, mit dem sexuell missbrauchten Kindern mehrfache Untersuchungen erspart werden könnten.
Kinderschutzambulanz fehlt Geld
Der Kinderschutzambulanz am Evangelischen Krankenhaus Oberhausen fehlt Geld – für einen eigenen Raum, medizinische Geräte und einen eigenen Psychologen. „Wir würden uns freuen, wenn Sie uns mit einer Spende unterstützen“, sagt Kinderchirurgin Annette Kehr. „Das wäre für Oberhausen und seine kleinen Menschen sehr wichtig.“
Wer spenden möchte, wendet sich an das EKO per E-Mail unter info@eko.de oder per Telefon an 881-8534. Dort ist die Kontoverbindung zu erfragen.
Kontakt für Hilfesuchende: Kinderschutzambulanz im EKO, Haus F, Erdgeschoss, Virchowstr. 20, 46047 Oberhausen, Terminabsprachen: 881-1300.
Kein Psychologedauerhaft ansprechbar
Und gerade bei sexuellem Missbrauch sei nicht nur die körperliche Untersuchung entscheidend: „Die eigentliche Diagnostik ist psychologisch – aber wir haben hier keinen Psychologen, der dauerhaft ansprechbar ist.“ Ein eigener Psychologe sei deshalb „ein riesengroßer Wunsch und unser Fernziel“, erklärt Kehr. „Doch dazu bräuchten wir eine erhebliche Summe Geld – kontinuierlich.“
Doch unterm Strich habe sich die Einrichtung der Kinderschutzambulanz „auf jeden Fall gelohnt“, bilanziert Kinderchirurgin Kehr. Zum einen werde den Ärzten der Umgang mit misshandelten Kindern durch eingespielte Abläufe nun „enorm erleichtert“. Gleichzeitig würden auch mehr Missbrauchsfälle entdeckt: „Einfach, weil man dran denkt“, sagt Kehr. „Und selbst uns entgehen noch Fälle – wenn wieder mal ein Unfall als Treppensturz verkauft wird – und das Kind es auch so erzählt. Denn wir tendieren ja erstmal dazu, den Kindern zu glauben.“