Oberhausen. Der als Bau- und Planungsdezernent scheidende Peter Klunk zieht die Bilanz seiner Rathaus-Tätigkeit.Der Ingenieur hält er die Marktstraße für unterschätzt – und Einkaufszentren nicht für City-schädlich
Herr Klunk, Ende September scheiden Sie als langjähriger Oberhausener Bau- und Planungsdezernent aus, werden nun Vollzeit-Stoag-Geschäftsführer. Den Posten haben Sie bisher ja nur als Teilzeitkraft ausgeübt. Wie traurig sind Sie über den Abschied von der Rathaus-Spitze?
Peter Klunk: Diese Doppelbelastung trage ich ja schon seit 2003, von Anfang an habe ich mir gewünscht, nicht beide Jobs bis zur Pensionierung parallel zu machen. Das war eines meiner Ziele. Aber ich bin von Hause aus Bau-Mensch, habe meine Arbeit an der Spitze des Rathauses mit Leidenschaft und Spaß betrieben. Deshalb scheide ich mit einem weinenden Auge, aber in meiner jetzigen Lebenslage ist das der richtige Weg.
War der Wechsel tatsächlich eine freiwillige Entscheidung von Ihnen oder wollte Ihre Kollegin, Sabine Lauxen von den Grünen, die jetzt Ihre Ressorts erhält, mehr Macht?
Klunk: Nun ja, einerseits habe ich lange Jahre um diese Entscheidung gebeten, aber andererseits gab es natürlich den Wunsch der Grünen, dieses Dezernat Bauen und Planen übernehmen zu wollen.
Es gab ja Kritik daran, dass Sie beide Jobs ausgeübt haben, als Vollzeit-Dezernent bei der Stadt und als Teilzeit-Geschäftsführer bei der Stoag. War das eine schlechte Lösung?
Klunk: Nein, das hat durchaus erhebliche Vorteile gehabt: Als technischer Beigeordneter habe ich für den Aufgabenträger des öffentlichen Nahverkehrs gearbeitet und habe dies bei der Stoag praxisnah umgesetzt: Diese große Nähe zwischen Stadt und Stoag war gut für den öffentlichen Nahverkehr in Oberhausen – das ist eigentlich modellhaft.
Auf welches Projekt sind Sie in Ihrer Zeit als Dezernent besonders stolz?
Klunk: Kein Vorhaben bot so viele Herausforderungen und war so prägend wie der Neubau der Straßenbahn- und Bustrasse quer durch die Stadt über zehn Kilometer von der Landwehr über den Hauptbahnhof nach Sterkrade: Aus dem Nichts haben wir die Trasse mit einer Vorlaufzeit von zwei Jahren und einer Bauzeit von 20 Monaten mit der gesamten begleitenden Infrastruktur errichtet. Das hat viel Spaß gemacht. Bei meiner ersten Fahrt über die Trasse habe ich gesagt, so ein Projekt werde ich nie mehr in meinem Leben realisieren können. Das war mein beruflicher Höhepunkt.
Als Baudezernent waren Sie verantwortlich für den Neubau oder die Erweiterung von Einkaufszentren außerhalb der eigentlichen City: Centro, Sterkrader Tor, die Vergrößerung des Bero-Zentrums. Schaden solche Einkaufszentren nicht den ursprünglichen Innenstädten?
Klunk: Nein, das glaube ich nicht. Schon in den 80er Jahren hat das Angebot der Marktstraße an Werthaltigkeit verloren, die Probleme der City tauchten nicht erst mit dem Centro auf. Viele Oberhausener haben schon damals nicht mehr in der City eingekauft, sondern in Nachbarstädten. Wir hatten jährlich einen Kaufkraftverlust von 400 Millionen Euro. Die Stadt hat darauf schon damals mit einem Zentren-Konzept reagiert – und den Bau der Neuen Mitte entwickelt, um die überregionale Attraktivität zu verbessern. Nur so konnten wir mit Gasometer und Arena-Konzerthalle, in der ja internationale Stars auftreten, zu einem attraktiven Standort für auswärtige Besucher werden. Zudem wurden neue Arbeitsplätze geschaffen. Doch neben der Neuen Mitte hat man ja alle drei Stadtzentren begutachtet und weiterentwickelt.
Mit bescheidenem Erfolg…
Klunk: … nein, die Bedeutung der Marktstraße wird oft unterschätzt: Sie ist immer noch der zentrale Ort der Stadt, auch wenn der Einzelhandel dabei eine untergeordnete Rolle spielt. Ein Zentrum hängt ja nicht nur vom Handel ab. Die Innenstadt von Alt-Oberhausen funktioniert: Wir haben hier nach wie vor die meisten zentren-relevanten Einrichtungen – Behörden, Unternehmen, Bildungseinrichtungen. Deshalb liegt die Besucherfrequenz immer noch recht hoch. Das Sterkrader Tor wiederum hat zwar zu einer Bedeutungsverschiebung innerhalb der Sterkrader Innenstadt geführt, aber insgesamt haben die Sterkrader ein besseres Einkaufsangebot.