Oberhausen. Oberhausen bewirbt sich mit vier industriellen Kulturstätten für das Unesco Welterbe. Dabei sollen der Gasometer, die Siedlung Eisenheim, die St. Antony-Hütte und der Peter-Behrens-Bau einen Teil zur industriellen Kulturlandschaft Ruhrgebiet beitragen. Allerdings kann die Unesco-Bewerbung bis zu zehn Jahre dauern.

Der Montagmorgen beginnt gleich mit einer Vision. „Stellen Sie sich vor“, sagt Gasometer-Geschäftsführerin Jeanette Schmitz, „der Gasometer stünde auf einer Stufe mit dem Kölner Dom.“ Das verschafft Aufmerksamkeit. Selbst auf müden Zuhörergesichtern ziehen sich nun Augenlider nach oben.

Oberhausen möchte sich als Teil der Bewerbung von Zollverein und der industriellen Kulturlandschaft Ruhrgebiet zum Welterbe der Unesco einzigartig machen und schickt vier Kulturstätten ins Rennen. Die Pressekonferenz in einem kleinen Kinosaal im Sockel des Gasometers ist sozusagen der Startschuss, um den ambitionierten Gedanken von den Schreibtischen der Kulturschaffenden auch in die Köpfe der Bevölkerung zu bringen. Die Vergabe verläuft nicht gerade wie ein Sprint. Mit einem sportlichen Vergleich kann man es aber vielleicht am besten erklären.

Gemeinsam sind wir stark

Mit Zollverein hat man für das Weltkulturerbe schon einen Titelträger in seinen Reihen, nun sollen auch die Nachbarn hinzu kommen. Also schließt man sich zu einem Regionalteam zusammen. Mitspieler aus Oberhausen: Gasometer, Siedlung Eisenheim, St. Antony-Hütte und Peter-Behrens-Bau. Hinzu kommen weitere industriellen Kulturstätten aus dem Revier, getreu dem Motto: Gemeinsam sind wir stark.

Nun klappt es im Sport wie in der Kultur nicht sofort mit Titeln. Man muss sich zunächst qualifizieren. Und das kann dauern. Immerhin: Zollverein mit den vier Oberhausener Kulturstätten hat quasi die „NRW-Liga“ schon gewonnen und sich auf der Bundesland-Ebene etwa gegen den Fundort Neandertal in Mettmann oder Schloss Benrath Düsseldorf durchgesetzt. Das hatte eine Jury des NRW-Bauministeriums im Jahr 2012 entschieden.

„Deutsche Meisterschaft“

Nun muss aber die „Deutsche Meisterschaft“ her. Soll heißen: Jedes Bundesland hat eigene Vorschläge, wer denn nun für Deutschland als Welterbe ins Rennen geht. „Mit dieser Entscheidung rechnen wir im kommenden Jahr,“ sagt Dr. Marita Pfeiffer von der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur.

Die Stiftung ist sozusagen Spielführer in der Auswahlmannschaft der Ruhr-Bewerbung. Viele Institutionen machen mit. In Oberhausen hat sich nun zusätzlich ein Arbeitskreis (u.a. mit Stadt, Landschaftsverband, TMO und Kulturstätten) gebildet. Dieser rührt nun die Werbtrommel mit Plakaten, Imagefilmen oder T-Shirts. In Dortmund ist dies bereits angelaufen. Oberhausen ist der zweite Ort. Danach sollen auch die anderen Revierstädte mit dem „Bazillus“, wie es heißt, infiziert werden.

Kultur-Dezernent Apostolos Tsalastras begrüßt die Bewerbung: „Das ist eine fantastische Sache. Sie kann der Region und der Stadt touristisch und ökonomisch helfen.“ Da industrielle Welterbe im Portfolio der Unesco eher rar sind, gilt die Bewerbung als durchaus aussichtsreich. Nach der deutschen Bewerbungsliste folgt natürlich noch die internationale. Dann gilt es, auch noch das Finale zu gewinnen.

Klar ist: „Wir brauchen einen langen Atem“, sagt Marita Pfeiffer. In der Vergangenheit gab es Orte, bei denen das bis zu zehn Jahre dauerte.