Oberhausen. Auch die Oberhausener Feuerwehr muss vielfach für eher harmlose Angelegenheiten ausrücken. Aber im Zweifel heißt es für die Retter: Lieber einmal zu oft als einmal zu wenig hinfahren

Die Oberhausener Feuerwehr wird auch weiterhin Katzen von Bäumen retten, Ölspuren beseitigen und im Verdachtsfall Wohnungstüren aufbrechen. Dies bestätigt die städtische Berufsfeuerwehr auf Anfrage unserer Zeitung. Gleichzeitig erteilte sie damit der Forderung, vermeintliche Bagatellfälle an andere Kräfte abzugeben, eine klare Absage. Dies hatte kürzlich der Verband der Feuerwehren NRW vorgeschlagen, um eine Überlastung der Einsatzkräfte zu verhindern.

Derzeit fällt etwa jeder zehnte Einsatz der Feuerwehr Oberhausen in die eher harmlose Kategorie. „Es ist aber grundsätzlich schwer, da eine genau Trennlinie zwischen Notfall und Bagatelle zu ziehen. Und vor allem: Wie soll man das immer schon im Vorfeld richtig einschätzen können?“, kritisiert Uwe Spee, Sprecher der Oberhausener Berufsfeuerwehr, den Vorschlag des NRW-Verbands als wenig praktikabel. „Wenn die ältere Nachbarin seit drei Tagen nicht an das Telefon geht und auch nicht die Tür aufmacht, dann rücken unsere Kräfte aus und sehen nach, ob alles in Ordnung ist. Sie kommen lieber einmal zu oft, als einmal zu wenig.“

„Unterschied, ob rasch gehandelt werden muss oder ob Dinge planbar sind“

Etwas differenzierter sieht Brandoberinspektor Manfred Flore, langjähriger Zugführer der Freiwilligen Feuerwehr Sterkrade, den Vorstoß des Verbandes. „Ich denke, es ist schon ein Unterschied, ob rasch gehandelt werden muss oder ob Dinge planbar sind.“ So sei beispielsweise der Fettleibige, der umgehend eine Behandlung im Krankenhaus braucht, zweifellos Angelegenheit der Feuerwehr.

„Wenn er aber einen regulären Arzttermin hat, der bereits 14 Tage vorher feststeht, könnte das auch jemand anders machen.“ Zudem komme es immer darauf an, ob akute Gefahr im Verzug ist: „Bei einer Ölspur auf der Autobahn muss man direkt handeln. In einer Nebenstraße reicht es aber womöglich aus, den Bereich erstmal abzusperren und später zu reinigen.“

Appell an die Eigenverantwortung der Bürger

Mit dem strittigen Vorschlag wolle der Verband an die Eigenverantwortung der Bürger appellieren, glaubt Flore: Manche Probleme seien selber zu lösen, dafür müsse man nicht die 112 wählen. Er selbst sei in seiner langjährigen Feuerwehr-Karriere auch schon zu durchaus fragwürdigen Notfällen gerufen worden.

„Wir hatten mal einen Hochwassereinsatz, bei dem sich das Hochwasser als kleine Pfütze im Keller herausstellte – ein nasser Aufnehmer hätte es da auch getan“, erzählt Flore und fügt an: „Eine Katze auf dem Baum wird auch dort nicht verhungern. Sondern sie kommt schon von selbst wieder herunter, wenn ihr der Magen knurrt.“