Oberhausen. Hartz-IV-Empfänger kämpfen mit steigenden Strompreisen. Energiesparende Geräte können sie sich nicht leisten. Verband tritt für Anhebung des Regelsatzes ein

Immer mehr Hartz-IV-Empfänger können ihre Stromrechnung nicht bezahlen. Nach einer Befragung von 80 000 einkommensarmen Haushalten warnt der Deutsche Caritasverband vor Energiearmut – auch in Oberhausen. Hintergrund: Während der Strompreis in Deutschland zum 1. Januar 2013 durchschnittlich um 12 Prozent erhöht wurde – bei der Energieversorgung Oberhausen (EVO) gab es eine Steigerung um 10,54 Prozent – ist der Hartz-IV-Regelsatz nicht gleichzeitig angeglichen worden.

„Darum fordern wir eine Anpassung des für Strom vorgesehenen Anteils des Regelsatzes“, so der Oberhausener Caritasdirektor Werner Groß-Mühlenbruch. Für allein lebende Empfänger würden pro Monat 9,26 Euro mehr benötigt als bisher.

Ratenzahlungen vereinbart

500 Menschen haben im vergangenen Jahr die Oberhausener Sozialberatung der Caritas aufgesucht. „Rund 50 von ihnen haben eine Sondervereinbarung mit der EVO abgeschlossen, da sie ihre Stromrechnungen nicht mehr zahlen konnten und die Abschläge zu groß wurden“, so Groß-Mühlenbruch. Mit Hilfe von Ratenzahlungen soll ihnen geholfen werden.

Womit viele Hartz-IV-Empfänger zusätzlich zu kämpfen haben: Ihr Stromverbrauch ist deutlich höher als der in der Bemessungsgrundlage vorgesehene. Ein-Personen-Haushalte im Grundsicherungsbezug verbrauchen so durchschnittlich 165 Kilowattstunden mehr Strom im Jahr. Laut Caritas hängt das damit zusammen, dass Hartz-IV-Empfänger häufiger zu Hause essen und tagsüber auch länger zu Hause sind als etwa Berufstätige. „Zudem stehen bei vielen dieser Leute alte Elektrogeräte in den Wohnungen“, erklärt Groß-Mühlenbruch. Energiesparende Kühlschränke könnten sie sich nicht leisten.

Nicht nur auf ALG-II-Empfänger beschränken

Auch Karl Hörnschemeyer von der hiesigen Schuldnerberatungsstelle des Diakonischen Werkes sieht die Gefahr der Energiearmut. „Ich will das Thema nicht nur auf die Empfänger von Arbeitslosengeld II beschränken. Auch in der Mitte der Gesellschaft machen sich steigende Energiepreise bemerkbar.“ Wie Hörnschemeyer zudem feststellte, bezahlen viele Oberhausener zunächst weniger wichtige Rechnungen, wie etwa die von einem Handy-Anbieter. „Um die Stromrechnung kümmert sich ein gewisser Teil leider überhaupt nicht oder erst, wenn es zu spät ist.“

Josef Vogt, Sprecher des Jobcenters, sieht durch die jüngste Strompreiserhöhung hingegen keine Verschärfung der Energiearmut. „Das können wir nicht verzeichnen.“ Sollten Empfänger von Arbeitslosengeld II Probleme haben, ihre Stromrechnung zu bezahlen, sieht sich das Jobcenter als Vermittler. „Es gibt zudem die Möglichkeit, dass Stromkosten direkt aus dem Regelsatz von uns an die EVO gezahlt werden.“

Zahl der säumigen Stromkunden auf Vorjahresniveau

Die Zahl der säumigen Stromkunden bei der EVO ist laut Unternehmenssprecher Daniel Mühlenfeld ungefähr auf Vorjahresniveau. „Der Anteil derer, die man als hartnäckig bezeichnen könnte, liegt im niedrigen einstelligen Prozentbereich.“ 2012 hatte die EVO 430 Prepaidzähler – Strom nur gegen Vorkasse – im Einsatz, 2011 waren es zum Vergleich 434.