Oberhausen. Die Referendare am Studienseminar Oberhausen haben Angst vor ihrer Zukunft nach dem Examen: In NRW fehlen Stellen für neue Lehrer. Trotz guter Noten haben die Referendare Angst vor Hartz IV. Der Junge Philologen-Verband kritisiert, dass die Regierung vor kurzem noch für den Lehrerberuf geworben hat.

Viel Ermutigung dürften die derzeit 300 Referendare am Studienseminar Oberhausen kaum verspüren: Auf sie warten nach den Sommerferien die Examensprüfungen, aber schlimmer noch eine nach wie vor ungewisse Zukunft. Denn in NRW fehlen zahlreiche Lehrerstellen. Viele haben Sorge, nach der Ausbildung trotz guter Noten, großem Idealismus und hohen Engagements auf der Straße zu stehen.

Wie schwierig ihre Joblage ist, bekamen bereits im Frühjahr die Absolventen am Seminar Essen zu spüren: Von über 100 Bewerbern auf eine einzige Stelle, Massenabfertigung bei den Vorstellungsgesprächen und der Angst vor Hartz IV sprechen im Augenblick viele von ihnen.

Und auch davon, dass einige ihr Glück in anderen Bundesländern suchten und fanden. „Alle stehen unter Strom, Hoffnung und Enttäuschung gehen Hand in Hand. Wer bis Ende Juni nicht angerufen wurde, ist einfach raus aus der Nummer“, klagt eine Absolventin.

Wenig Lehrer, zu große Klassen

Die „katastrophale Stellensituation in NRW für frisch gebackene Lehrer“ kritisierte erst kürzlich die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Oberhausen scharf. „Die Klassen sind an vielen Schulen immer noch zu groß, es gibt einen enormen Förderbedarf, wir müssen Inklusion umsetzen“, zählt Cornelia Schiemanowski, GEW-Vorsitzende in Oberhausen, die Anforderungen an das Schulsystem auf.

Stattdessen werde der so genannte Bedarfsdeckende Unterricht (BdU), den Referendare mit bis zu 18 Stunden an Schulen leisten müssen, dazu missbraucht, die schlechte Haushaltslage aufzufangen, spricht sich Schiemanowski für eine Verbesserung der Ausbildungszeit aus.

Hartz IV für Referendare

SPD-Landtagsabgeordneter Wolfgang Große Brömer wies angesichts der Kritik an der ungewissen Stellensituation auf den personellen Lehrerüberhang hin. Die Landesregierung schaffe zudem über 5000 Stellen.

Dieser Rechnung widerspricht der Junge Philologen-Verband: „Bei einer jährlich durchschnittlichen Pensionierungsrate von 1000 wird uns der Doppelabi-Jahrgang maximal 1 ½ Jahre zu Lasten fallen“. Dass nun Referendare in Hartz IV entlassen werden, sei „skandalös“, heißt es in einer Unterschriftenaktion, denn die Landesregierung habe zuvor explizit für den Lehrerberuf geworben und im letzten Wahlkampf die Einrichtung kleinerer Klassen beteuert.