Oberhausen. Die Schwangerenberatungsstelle der Caritas war im vergangenen Jahr Anlaufstelle für 720 Frauen zwischen 13 und 47 Jahren – und für deren Partner.
„Guter Hoffnung sein“ heißt es landläufig, wenn von Schwangerschaft die Rede ist. Dass sich mit dem positiven Schwangerschaftstest, dem ersten Ultraschallbild, für viele Frauen aber nicht Hoffnungen verbinden, sondern oft auch eine Vielzahl von Fragen und Unsicherheiten, im schlimmsten Fall sogar handfeste Zukunftssorgen, zeigt der stetig wachsende Beratungsbedarf, den die Schwangerenberatungsstellen seit Jahren verzeichnen: Allein die Schwangerenberatung der Caritas hat im vergangenen Jahr 720 Frauen/Familien beraten, in diesem Jahr waren es bis Ende Juli schon 598 – bei rund 1700 Geburten pro Jahr in Oberhausen eine stattliche Zahl.
Vorgeburtliche Diagnostik
Die Bandbreite der Fragen, mit denen Frauen zwischen 13 und Ende 40 – häufig mit ihrem Partner – in die Beratungsstelle kommen, ist groß, und die Probleme sind so unterschiedlich wie die Frauen selbst: „Bei den Älteren geht es häufig um das Thema vorgeburtliche Diagnostik“, erzählt Silvia Beckmann, Schwangerenberaterin der Caritas: „Da geht es etwa um die Angst vor der Untersuchung selbst oder die Angst vor dem möglichen Ergebnis.“
Auch Frauen, die sich bewusst gegen eine Pränataldiagnostik und mit allen möglichen Konsequenzen für die Fortsetzung der Schwangerschaft entscheiden, geraten nicht selten unter Druck: „Denen wird suggeriert oder ganz offen vorgeworfen, ihr Verhalten sei nicht verantwortungsbewusst.“ Oder es kommen Frauen, die schon mehrfache Mutter und mit ihren Kräften am Limit sind oder mit ihrer Wohnung an räumliche Grenzen stoßen, um Rat und Unterstützung und Hilfe in ihrer speziellen Lage zu finden.
Ausbildung zur Kinderpflegerin
Ganz andere Probleme treiben die Mädchen oder Frauen um, die in jungen Jahren schwanger werden. Eine von ihnen ist Lisa M.: Erst 20, noch keine Ausbildung, derzeit arbeitslos, aber voller Vorfreude auf das Baby, das in zwei Monaten das Licht der Welt erblicken soll.
„Ich hab eigentlich nur bei der Schwangerenberatung angerufen, um mich zu informieren, worauf ich achten muss, wie das mit dem Elterngeld funktioniert und so“, erzählt sie. Im nächsten Jahr möchte die werdende Mutter eine Ausbildung zur Kinderpflegerin beginnen, hat schon einen Platz am Käthe-Kollwitz-Kolleg gefunden. Ihr Freund wird sich dann eine berufliche Auszeit nehmen und sich um das Baby kümmern. Der Plan steht also: Aber wie kriegt man das hin? Wie findet man den Weg durch den Dschungel der deutschen Bürokratie?
Eine sichere Bindung entwickeln
Nicht nur in dieser Hinsicht hat die Schwangerenberatung der jungen Frau schon ein gutes Stück weiterhelfen können. Darüber hinaus nimmt Lisa M. teil an einem Kursangebot, das die Caritas speziell für junge Schwangere ins Leben gerufen hat. „Safe spezial“ heißt das zertifizierte Präventionsprogramm, das zum Ziel hat, eine sichere Bindung zwischen Eltern und Baby entstehen zu lassen – schon vor der Geburt.
Mit einer Wochenendfahrt im April hat’s angefangen: Elf junge Schwangere fuhren gemeinsam in einem VW-Bus in eine Familienbildungsstätte im Sauerland, wo sie sich über ihre Hoffnungen und Ängste, Wünsche und Vorstellungen austauschen und mit Hilfe einer Hebamme und weiteren Fachkräften Sicherheit im Umgang mit ihrer neuen und zukünftigen Situation gewinnen konnten: „Das war ganz toll. Man war mal unter sich und wurde nicht blöd angeguckt“, erzählt Lisa M.
"Probleme schon im Vorfeld vermeiden"
„Die anderen konnten nachempfinden, wie’s einem geht.“ Monatliche Gruppentreffen stärken den Zusammenhalt der jungen Frauen und helfen, jeweils neu auftretende Fragen zu beantworten. Nach der Geburt geht’s weiter – mit Infos über die körperliche und emotionale Entwicklung des Säuglings, Beratung bei Schwierigkeiten und ganz praktischen Anleitungen mit Videos. Darüber hinaus gibt eine Telefon-Hotline den jungen Frauen Sicherheit zwischen den Gruppenterminen.
„Wir sind glücklich darüber, dass wir mit dieser Safe-Gruppe schon vor der Geburt ein Unterstützungsangebot für junge Familien machen können“, sagt Guido Ernek, Leiter des Fachbereichs Familie bei der Caritas: „Möglichst früh ansetzen, um komplexere Probleme schon im Vorfeld zu vermeiden. Wenn das gelingt, ist allen geholfen.“