Oberhausen. .

Ganz vorsichtig, als wenn sie ein rohes Ei behandle, legt Janina Dreyer die vorgeschnittenen Artexbinden auf den Babybauch der werdenden Mutter, tunkt sie vorher in die rote Plastikschüssel mit Wasser. Damit es nachher nicht ziept, wenn die Künstlerin den Gipsbauch abnimmt, hat sie die Haut zuvor mit Melkfett eingeschmiert. „Melkfett hilft ja auch gegen Dehnungsstreifen“, schmunzelt die werdende Mutter Jessica Krohnen.

Die zweifache Mutter bringt in sechs Wochen ihr drittes Kind zur Welt. Nach den Töchtern Maya-Nele (4) und Zoé (16 Monate) folgt nun Söhnchen Max. Um sich an die Schwangerschaft auch später noch zu erinnern, lässt sie ihren Babybauch von Janina Dreyer abformen. Die 28-jährige Holtenerin hat sich mit ihrer Idee vor zwei Jahren selbstständig gemacht, begonnen habe alles 2010. „Beim ersten Mal habe ich den Bauch einer Freundin abgeformt, aber die Form sollte dann nicht nur so in der Ecke liegen.“ Die zweifache Mutter, ebenfalls schwanger mit ihrem dritten Kind, experimentierte schließlich ein wenig herum, probierte verschiedene Materialien aus, um den grauen Bauchumriss zu verschönern.

Anfragen aus dem Bekanntenkreis

Weil die Anfragen aus Bekanntenkreisen gar nicht abrissen, druckte Janina Dreyer schließlich Handzettel und Visitenkarten, verteilte sie und meldete 2011 ihr kleines Gewerbe unter dem portugiesischen Namen „Papos de anjo“ (Engelsbäuche) an. „Mein Traum ist es, das zu meinem Beruf zu machen. Mit drei Kindern ist es schwer, wieder in einer Praxis anzufangen.“ Janina Dreyer arbeitete vor ihrer Schwangerschaft in einer Kieferorthopädie als Praxismanagerin.

Und so stehen die beiden Mütter im Spielzimmer von Dreyers Kindern Mia (3) und Mats (16 Monate). Neugierig blickt Jessica Krohnen auf die flinken Hände der Künstlerin, wie ihr Bauch langsam unter den grauen Streifen verschwindet. „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt für eine Babybauchabformung.“ Vier bis sechs Wochen vor der Entbindung sei der Bauch am prallsten, danach senke er sich ab, erklärt die Künstlerin weiter.

Ein Pärchen wollte einen MSV-Duisburg-Bauch

Kaum hat sie ihre 20-minütige Arbeit beendet, kommt der Gips auch schon wieder runter. „Einmal schütteln und der Bauchabdruck ist runter“, beschreibt Jessica Krohnen. Zwei Tage muss das Material aushärten, dann „bringe ich den Abdruck mit einer Schere in Form.“ Schließlich steht der härteste Teil ihrer Arbeit an. „Jetzt wird geschliffen“ - und das insgesamt zwölf Stunden per Hand. Die fertige Form wird bemalt, die ausgesuchten Designs reichen von klassischen Mustern wie Blumen bis hin zu speziellen Wünschen.

„Ein Pärchen wollte einen MSV-Duisburg-Bauch. Die Streifen vom Zebra waren die Hölle“, lacht Dreyer. Jessica Krohnen hat ebenfalls genaue Vorstellungen von ihrem Gipsbauch. „Es soll aussehen wie ein Ei, das gerade bricht, bevor das Küken schlüpft.“ Auf dem Bauch sollen Hand- und Fußabdrücke des geborenen Babys zu sehen sein. Solche 3D-Abdrücke aus Gips macht Janina Dreyer nämlich auch.