Oberhausen. In den Nachkriegsjahren bis 1956 dominierte nicht wie heute die SPD in Oberhausen, sondern die konservativen Parteien: Die neu gegründete CDU und das traditionsreiche Zentrum.
Die 1946 wieder neu gegründeten Gewerkschaften bildeten die erste Gegenmacht zu den alten Eliten in den Großunternehmen. Aus der konstruktiven Überwindung der Klassengegensätze von Kaiserreich und Weimarer Republik erwuchs die Sozialpartnerschaft im Arbeitsleben.
Gewerkschaften erstritten gerade auch in Oberhausen bei der HOAG seit 1946 die paritätische Mitbestimmung in den Aufsichtsräten der Montanindustrie. Sozialpartnerschaft als wichtige Komponente des Lebens in der Arbeiterstadt Oberhausen zeitigte vielfältige Wirkungen: Impulse für politisches Engagement von Gewerkschaftern in den Volksparteien SPD, CDU und Zentrum, kompromiss-orientierte Zusammenarbeit mit dem Management in den Unternehmen.
Das Bestehende verteidigt
Beides bildete später die erfolgreiche Basis für Sozialpläne beim Personalabbau während der Kohlen- und Stahlkrisen; dies war auch der Hintergrund für eine Kommunalpolitik, die zeitweise stärker das Bestehende im Ruhrgebiet verteidigte als den Aufbau neuer Wirtschaftsstrukturen zu fördern.
Bis 1952 hatte sich in Oberhausen ein Vier-Parteien-System im Rat der Stadt etabliert, in dem die 1946 neu gegründete CDU mit 32 Prozent zur zweitstärksten Kraft nach der SPD (34,8 Prozent) avancierte. Das Zentrum blieb zwar mit 17,5 Prozent bei der Kommunalwahl von 1952 bedeutend, verlor aber schrittweise den Charakter der katholischen Volkspartei.
Denn zu geschickt formte die rheinische CDU-Führung um Konrad Adenauer eine neue Parteiidentität, die konfessionsübergreifend und damit bundesweit mehrheitsfähig war. Das war gerade in Oberhausen mit seiner großen Zahl von Vertriebenen und Flüchtlingen aus den deutschen Ostgebieten, die beiden Konfessionen angehörten, eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg der CDU als offene, tolerante Volkspartei.
Oberhausener CDU
Das Zeitalter konfessioneller Spannungen ging mit dem Bedeutungsverlust der Kirchen sowie angesichts des aufstrebenden politischen Gegners SPD zu Ende. Auch verstand es die CDU besser als das Zentrum, ein markantes soziales und zugleich wirtschaftliches Profil zu entwickeln – etwa durch die „soziale Marktwirtschaft“. So setzte sich die CDU in Oberhausen gegenüber dem Zentrum durch. Zugleich stellten beide Parteien bis 1956 die Ratsmehrheit.
Martin Heix, ehemaliger Zentrumspolitiker, Gewerkschaftssekretär, von 1946 bis 1962 Vorsitzender der Oberhausener CDU und seit 1949 Inhaber des Oberhausener Direktmandates im Bundestag, verkörperte die starke Tradition des politischen Katholizismus – und stand glaubwürdig für den neuen Charakter der CDU als überkonfessionelle Volkspartei.
Die kleinste der vier kontinuierlich im Rat vertretenen Parteien war die bürgerlich-liberale FDP. Sie hatte es in Oberhausen schwer, deutlich mehr als fünf Prozent zu erlangen. Das lag zum einen an der nun verpönten, bis 1945 zu großen politischen Nähe der national-konservativen Repräsentanten des protestantischen Oberhausener Bürgertums zur NSDAP. Zum anderen lag das an der Struktur der Stadt mit ihrem sehr kleinen Bürgertum.