Oberhausen. Bewerberzahlen auf Bundesfreiwilligendienst schnellen in die Höhe, weil Abiturienten, die keinen Studienplatz bekommen haben, jetzt eine Überbrückung suchen. Die Lebenshilfe in Oberhausen hat derzeit zwei unbesetzte “Bufdi“-Stellen. Die Caritas verfügt zwar auch 16 freie Stellen, doch gibt es mehr Bewerber als Stellen.

Für viele Abiturienten, die in diesen Tagen Post von ihrer Wunsch-Universität bekommen, ist das nicht unbedingt ein Grund zur Freude. Aufgrund des doppelten Abiturjahrganges werden zahlreiche junge Oberhausener keinen Studienplatz abbekommen. Bei den Wohlfahrtsverbänden in der Stadt schnellen deswegen die Bewerberzahlen für den Bundesfreiwilligendienst (BFD), der 2011 als Ersatz für den Zivildienst eingeführt wurde, weiter in die Höhe. „Wir bekommen pro Woche teilweise bis zu zehn Anfragen“, heißt es etwa von Jochen Kamps, dem Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt (Awo). Plätze gibt’s aber nur zwei. Und die sind schon vergeben.

Da bei der Arbeiterwohlfahrt aber durchaus Bedarf an weiteren Kräften besteht, ist es kein Wunder, dass Kamps Kritik an der Bundesregierung übt. „Man muss den Bundesfreiwilligendienst finanziell besser aufstellen. Erst durch große Kampagnen dafür werben und die jungen Leute jetzt warten lassen, kann nicht funktionieren“, ärgert sich Kamps. Für ihn ist der BFD auch mehr als nur ein Instrument zur Überbrückung bis zum Studium. „Diese jungen Menschen können dadurch ihre Persönlichkeit entwickeln und erfahren, ob etwa der soziale Bereich etwas für sie ist.“

Bei der Caritas gibt es derzeit 16 freie Bufdi-Stellen

Sind bei der Awo keine Stellen mehr frei, sieht es dagegen bei der Lebenshilfe in Oberhausen etwas anders aus. „Wir haben aktuell noch zwei unbesetzte Bufdi-Stellen in einer unserer Werkstätten“, so Geschäftsführer Rainer Lettkamp. Diese seien erst kurzfristig genehmigt worden, zudem würde der eine oder andere Bufdi noch abspringen, da er vielleicht doch noch einen Studienplatz erhalten hat. „Zuerst hatten wir Bedenken nach dem Ende des Zivildienstes, aber der BFD hat die Lücke sehr gut ausgefüllt.“

Bei der Caritas gibt es derzeit 16 Bufdi-Stellen. Hoffnungen, aktuell noch eine davon zu erhaschen, sollte man sich aber nicht machen, wie Guido Ernek erklärt. „Wir haben deutlich mehr Bewerber als Stellen“, so der Leiter des Bereiches Familie und Schule. Da man auch den BFD-Leistenden eine gewisse pädagogische Pflicht gegenüber empfindet, sieht Ernek keinen Spielraum, weitere Stellen anzubieten.

Es gibt weiterhin freie Lehrstellen

„Jeder Schulabgänger, der jetzt eine Absage erhält und bisher noch keinen Kontakt zu einem unserer Berufsberater aufgenommen hat, sollte das nun schleunigst tun“, rät deswegen Heike Börries, Sprecherin der hiesigen Arbeitsagentur. Dennoch will sie die Aussichten nicht allzu schwarz malen. „Noch ist nicht Hopfen und Malz verloren.“ So gebe es etwa weiterhin freie Lehrstellen. „Es geht uns dabei aber nicht darum, den Jugendlichen zu irgendetwas zu überreden. Vielmehr sollen in den Beratungsgesprächen die Interessen, Fähigkeiten und Erwartungen zur Sprache kommen.“ Auf Teufel komm raus einen Schulabgänger zu einer Friseurlehre drängen, sei nicht das Ziel. „Wir wollen aber aufzeigen, dass es Alternativen wie Ausbildungen oder auch duale Ausbildungsmöglichkeiten gibt.“