Oberhausen.

Stolz, fast wichtigtuerisch reckt sich das achtgeschossige Eckgebäude an der Kreuzung Friedrich-Karl-Straße, Ecke Helmholtzstraße empor: Oben viel Wohnraum, unten breite Geschäfts-Fronten aus Glas. Der markante Eckbau ist typisch für den Wiederaufbau der 1950er Jahre: „In Oberhausen geht’s aufwärts“ sollte das signalisieren. Als das Haus errichtet wurde, sollte die Innenstadt wieder mit Leben brummen. Man verbreiterte Verkehrswege, schuf Parkplätze und kümmerte sich nur bedingt um ein einheitliches Fassadenbild.

Was hat die Innenstadt nach dem Krieg bis heute geprägt? Wie gilt es sie weiterzuentwickeln? „Wir brauchen das historische Wissen, um Quartiere zu verstehen“, glaubt Regina Wittmann, Grüne Fraktionssprecherin, aber auch Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Geschichte und Theorie der Architektur der Technischen Universität Dortmund.

Klotzig, klein und kurios

Das gilt im Guten wie im Schlechten: Damals wurden viele Fakten geschaffen, die man heute nur schwer rückgängig machen könnte. In vielen Fällen aber gilt es, diese Fakten als erhaltenswerte Qualität weiterzuentwickeln. Wittmann, die diesmal als Forscherin der TU unterwegs ist und etwa 20 Oberhausener haben sich auf Spurensuche im Quartier zwischen Paul-Reusch- im Osten und Friedensstraße im Westen begeben. Im Blick: den bisher kaum erforschten „normalen“ Wiederaufbau.

Kurioses kommt dabei zutage, etwa ein Platz ohne Namen an der Helmhotzstraße. An dieser Stelle sollte einmal ein zerstörter Baublock wieder errichtet werden. Der Plan wurde nie umgesetzt und der Ort inzwischen – ganz pragmatisch – als Parkplatz umfunktioniert.

Auch die untere Marktstraße war früher nicht so einladend breit. Vor der Herz-Jesu-Kirche am Altmarkt standen Häuser, die der Abrissbirne zum Opfer fielen. Die Kirchenfront öffnet sich erst seitdem in voller Breite zum Altmarkt.

Verändertes Stadtbild

In den Nebenstraßen versuchte man dagegen mit engen Gassen, kleinteiliger Bebauung und verhältnismäßig geringer Bauhöhe ein Altstadtflair zu erhalten. Die Styrumer Straße mit ihren kleinen Geschäften zeugt auch heute noch davon.

„Die rege Bautätigkeit veränderte das Oberhausener Stadtbild und lässt in den Stadtzentren in Ansätzen das Gesicht einer modernen Großstadt erkennen“, heißt es im Verwaltungsbericht von 1955/56. Doch der rasante Wiederaufbau hatte nicht nur Vorteile: „In oft mühevoller Kleinarbeit wurde in der Bauberatung versucht, die architektonische Geschlossenheit des Stadtbildes zu vervollkommnen.“ Wie mehr oder minder erfolgreich das gelungen ist, kann man den Fassaden heute noch ablesen.