Oberhausen. Der Bürgerverein “Wir sind Oberhausen“ hat Strafanzeige gegen Oberbürgermeister Klaus Wehling gestellt. Die Initiative wirft dem Politiker vor, eine Unterschriftenliste zum Erhalt des Haus der Jugends vernichtet zu haben. Der OB verteidigt sich: Ein umgestoßener Kaffee sei schuld.

Der Streit um das Haus der Jugend eskaliert: Der Bürgerverein „Wir sind Oberhausen“ hat Strafanzeige gegen Oberbürgermeister Klaus Wehling und seinen Büroleiter Uwe Bonsack wegen Urkundenunterdrückung erstattet. Die Oberhausener Polizei bestätigte am gestrigen Dienstag auf Anfrage, dass eine Anzeige gegen Wehling und Bonsack vorliegt. Der Vorgang sei wegen seiner politischen Komponente ein Fall für den Staatsschutz, sagte Polizeisprecher Johannes Paus.

Angeblich Kaffee verschüttet

Die Gemeinschaftsinitiative „Wir sind Oberhausen“ habe die Anzeige am Montag bei der Polizei erstattet, sagte Mitglied Albert Karschti. Die Initiative bringt damit die Vernichtung der Unterschriften von 2500 Bürgern für den Erhalt des Hauses der Jugend am John-Lennon-Platz vor Gericht. Dass die Liste vernichtet wurde, hat man im Rathaus bereits eingeräumt. Bonsacks Erklärung dafür: Kinder hätten bei einem Besuch in seinem Büro unglücklicherweise einen vollen Becher Kaffee umgestürzt. Die Listen seien dadurch unleserlich und deshalb weggeworfen worden.

„Wir haben versucht, eine gütliche Lösung herbeizuführen“, sagt Initiativen-Mitglied Karschti. „Doch der Oberbürgermeister hat sich nicht bei uns gemeldet. Er hat jegliche Kontakte verweigert.“ Bei der Anzeige „geht es auch nicht darum zu streiten, sondern um eine gute Lösung zu finden“.

Unterdrückung von Urkunden

Nach § 274 Strafgesetzbuch wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft, wer eine Urkunde oder eine technische Aufzeichnung, die ihm entweder überhaupt nicht oder nicht ausschließlich gehört, in der Absicht, einem anderen Nachteil zuzufügen, vernichtet, beschädigt oder unterdrückt.

Die Unterschriftenliste sei im Juli vergangenen Jahres übergeben worden, so Karschti weiter. Er zweifelt an, dass die Liste durch eine ausgeschüttete Tasse mit Kaffee so in Mitleidenschaft gezogen wurde, dass die Unterschriften nicht mehr lesbar waren. „Das waren sechs dicke Hefter, die mit Plastik umhüllt waren.“ Karschti fragt außerdem, warum die Liste, die vor einem Jahr übergeben worden sei, dann noch auf dem Schreibtisch Bonsacks gelegen habe.

Von Seiten Wehlings und Bonsacks war gestern keine Stellungnahme zur Anzeige zu erhalten. „Bei uns ist noch nichts eingegangen“, sagte Bonsack. Zudem handele es sich um ein laufendes Verfahren.

Hitzige Debatte

Das Haus der Jugend steht im Zentrum einer hitzigen Debatte über Sanierung oder Abriss des Gebäudes. Wie berichtet, plant die Stadtverwaltung mittlerweile, das Jugendhaus vom John-Lennon-Platz in das ehemalige Schulgebäude an der Ecke Lothringer-/Hermann-Albertz-Straße zu verlegen.