Oberhausen.. Bürger und Großindustrielle verständigen sich darauf, mit teuren Investitionen in die Infrastruktur Oberhausen zu einer Stadt mit Lebensqualität zu machen. So wird zum Beispiel die erste kommunale Straßenbahn überhaupt gegründet.
Nachhaltigen Einfluss auf die im Gemeinde- und später seit 1874 im Stadtrat diskutierten Themen erhielten die wenigen Vertreter der Bevölkerungsmehrheit aus der Arbeiterschaft im Rat der Stadt nicht.
Umgekehrt jedoch wirkte, oder besser funktionierte die Integration in das politische Leben der Stadt: Die sesshafte und zunehmend lokalpatriotische Arbeiterschaft unterstützte jenen Konsens zwischen Hütten- und Bürgerfraktion, der etwa seit 1895 im Interesse der übergeordneten Stadtentwicklung gefunden worden war: Um Oberhausen zur Großstadt mit Lebensqualität, mit Infrastruktur und einer attraktiven City zu entwickeln, einigte man sich auf kostspielige Investitionen.
Distanz zu den Werkstoren
So gründete man 1894 in Oberhausen die erste kommunale Straßenbahn in Deutschland überhaupt. Möglich wurde dies durch die Übereinstimmung der Interessen: Die oft selbstständigen Bürger aus Handel und freien Berufen wünschten das Wachstum der Innenstadt als Dienstleistungszentrale der Stadt; die Großindustrie dagegen brauchte immer mehr Beschäftigte – vor allem qualifizierte Angestellte, Meister, Führungskräfte – die nicht mehr nur in fußläufiger Distanz zu den Werkstoren wohnen konnten. Beidem diente die Straßenbahn!
Die Verständigung des Oberhausener Bürgertums auf jenes Stadtentwicklungskonzept steigerte fortan die Kompromissbereitschaft und die Konsensorientierung von Nationalliberalen wie Zentrum, von Hütten- wie Bürgerfraktion auf vielen Feldern kommunaler Politik: Von der Steuererhebung über die Bildung bis zur Verkehrsinfrastruktur und zu den Investitionen in repräsentative öffentliche Gebäude. Vom Rathaus über höhere Schulen bis zum Friedensplatz-Ensemble reichten fortan die Gemeinsamkeiten der Lager.