Oberhausen. Trennung, Scheidung, Erziehungsprobleme: Mehr als 900 Menschen nahmen im vergangenen Jahr die Allgemeine Sozialberatung der Caritas in Anspruch.

Eigentlich will man ja alleine klarkommen, nicht zeigen, wenn’s in der Familie nicht rund läuft. So war es auch bei Susanne P.. Nach außen hin war soweit alles okay: Verheiratet, zwei temperamentvolle Töchter, die in Schule und Kindergarten gut klarkamen, keine Probleme machten. Zuhause sah es ganz anders aus. Da zehrten ständige heftige Geschwisterkonflikte an den Nerven der Mutter.

In ihrem Mann habe sie dabei keine wirkliche Stütze gefunden: „Wir haben uns immer mehr voneinander entfernt. Und dem Erziehungsstress ist er schon immer gern aus dem Weg gegangen. Eigentlich war ich für alles allein zuständig.“ Eher beiläufig habe sich in der Kindertagesstätte ihrer Tochter irgendwann ein Gespräch mit der Mitarbeiterin der Mobilen Erziehungsberatung der Caritas ergeben – für Susanne P. der erste Schritt heraus aus einer verzweifelten Situation.

Schnelle Drähte zu anderen Diensten

2009 sei das gewesen, erzählt Susanne P. (37), die damals rundherum keine gute Phase hatte: Ihre Eltern hatten sich getrennt, die Oma war gestorben, die Kinder waren extrem anstrengend. „Ich hab’ nachts höchstens noch drei bis vier Stunden schlafen können, wog nur noch 51 Kilo bei 1,69 Metern Körpergröße, bekam gesundheitlich immer mehr Schwierigkeiten. Da hat es schon sehr geholfen, einfach mal über alles sprechen zu können und die Probleme erstmal zu sortieren“, erzählt sie.

Etwa ein halbes Jahr lang sei sie dann alle drei bis vier Wochen einmal zum Gespräch zur Allgemeinen Sozialberatung der Caritas gegangen. „Wir sind dann Schritt für Schritt gemeinsam alles durchgegangen. Erstmal haben wir geguckt, ob sich hinter den andauernden heftigen Geschwisterkonflikten etwas Schwerwiegendes verbirgt“, erzählt Sozialberaterin Christine Heising. „Das muss von Experten, in dem Fall vom Kinderpsychologen, durchgecheckt werden. Da ist es von Vorteil, dass wir hier kurze, schnelle Drähte zu anderen Diensten haben und auch im Stadtteil gut vernetzt sind.“ So gab’s dann schnelle Entwarnung: Mit den Kindern sei alles in Ordnung, auch die befürchtete ADHS-Diagnose bewahrheitete sich zum Glück nicht.

Auf sich selbst besinnen

Damit war eine große Sorge von Susanne P. genommen und sie konnte sich endlich auch mal wieder auf sich selbst besinnen – und die häusliche Situation mit Hilfe der Erziehungsberatung Schritt für Schritt verbessern. Nach einem „gefühlten halben Jahr“ waren die Besuche in der Sozialberatung nicht mehr nötig.

Erst vor einigen Monaten suchte Susanne P. dann wieder den Rat von Christine Heising – weil sie sich zur endgültigen Trennung von ihrem Mann entschlossen hatte und in dieser persönlichen Krisensituation verlässlichen Rat suchte: Wie sagen wir’s den Kindern? Und wann? Wie funktioniert das mit dem gemeinsamen Sorgerecht? Viele Fragen, die sich auf einmal stellten. Auf Jobsuche hatte sie sich bereits selbst gemacht („Nicht ganz leicht, wenn man zwölf Jahre aus dem Beruf ist und wegen der Kinder nicht Vollzeit arbeiten kann“) und auch eine passende Wohnung ist schon gefunden. Dennoch liegt wieder ein weiter Weg mit einigen schwierigen Entscheidungen vor ihr: „Aber ich muss nicht mehr bei Null anfangen. Hier hab’ ich verlässliche Ansprechpartner. Zu wissen: Man wird im Notfall nicht allein gelassen, das ist sehr wichtig. Früher hab ich sozusagen Probleme gesammelt – bis es gar nicht mehr ging. Das wird mir jetzt nicht mehr passieren“, ist sich Susanne P. sicher.

In den Sommerferien werden die beiden Mädchen eine Ferienfreizeit der Gemeinde mitmachen. Ihrer Mutter gibt das Gelegenheit, sich auf die eigene Kraft zu besinnen und die nächsten Dinge in Angriff zu nehmen. Schritt für Schritt.

Anlaufstellen in vielen Notlagen

Die Allgemeine Sozialberatung des Caritasverbandes bietet in allen drei Stadtteilen Anlaufstellen für Fragen, Probleme und individuelle Notlagen. Ratsuchende finden dort konkrete Hilfe und/oder es wird ihnen der Weg zu den jeweils zuständigen Fachstellen gewiesen.

Ziel ist die Hilfe zur Selbsthilfe und eine Erarbeitung neuer, tragfähiger Perspektiven.

Das Beratungsangebot wird voll aus Kirchensteuermitteln finanziert und ist für den Ratsuchenden komplett kostenfrei. Beraten lassen können sich alle Oberhausener – unabhängig von Alter, Geschlecht, Religionszugehörigkeit oder Nationalität.

Im vergangenen Jahr suchten 912 Personen (und damit Familien) in einer der drei Anlaufstellen Rat. Insgesamt gab es 1756 Beratungskontakte.

Die Anlaufstellen: Das Caritas-Zentrum Alt-Oberhausen ist an der Mülheimer Straße 188 zu finden (9404-450), in Osterfeld ist die Beratungsstelle an der Westfälischen Straße 6 (9404-20), in Sterkrade an der Kantstraße 17 (Kleiner Markt/ 9404-30).