Oberhausen.

Wenn es nach dem Willen der breiten Mehrheit des Rates geht, bekommt Oberhausen schon ab dem Schuljahr 2014/15 im Stadtteil Alstaden eine völlig neue Schulform: Kinder lernen in der bisherigen katholischen Grundschule Ruhrschule und im Gebäude der auslaufenden Hauptschule Alstaden von der ersten bis zur zehnten Klasse gemeinsam: Weder soll es Schulnoten bis zur achten Klasse geben noch Sitzenbleiber – dies soll durch intensive individuelle Förderung vermieden werden. Nun muss nur noch das Land zustimmen.

Breiter Konsens im Lande

Primus-Schule heißt der Schulversuch, der vom NRW-Schulgesetz nach dem breiten landespolitischen Konsens zwischen CDU, SPD, Grünen und FDP gedeckt ist.

Im Oberhausener Stadtrat wendet sich nur die CDU-Opposition gegen das von Schulleitern angestoßene Pilotprojekt, an dem lediglich 15 Städte in ganz NRW teilnehmen dürfen. „Kinder sind uns zu schade für Versuche. Eine breite öffentliche und fachliche Diskussion fehlt“, kritisiert CDU-Schulpolitikerin und Lehrer-Ausbilderin Simone-Tatjana Stehr. „Die Primus-Schule passt nicht ins heutige Schulsystem, der Standort ist als Schule für die ganze Stadt zu abseits. Sie ist ein trojanisches Pferd, mit dem das Leistungsprinzip in den Schulen abgeschafft wird.“ Zwar meldeten über 500 Eltern ihr Interesse an, ihr Kind an einer Primus-Schule anzumelden, doch Stehr sah darin keine ausreichende Basis – angesichts von 6700 angeschriebenen Eltern.

Die harte, durchaus provozierende Meinung von Stehr lockte Vertreter aller anderen Fraktionen zur Gegenattacke. SPD-Schulexperte Stefan Zimkeit: „Das ist der bildungspolitische Offenbarungseid der CDU. Alle relevanten Gruppen in der Stadt unterstützen die Primus-Schule - die CDU ist in dieser Stadt isoliert.“ FDP-Fraktionsgeschäftsführerin Regina Boos begrüßte nach dem Ende der Hauptschulen die größere Vielfalt in der Oberhausener Schullandschaft durch das Primus-Projekt.

Vielfalt der Kinder als Chance

SPD-Ratsherr Klaus Kösling meinte: „Das längere gemeinsame Lernen macht unser Schulsystem gerechter.“ Grünen-Schulexpertin Sandra Gödderz: „Die Vielfalt der Kinder wird hier als Chance genutzt, um die Freude am Lernen zu erhalten und die Bildungschancen für alle Kinder zu verbessern.“

Linken-Ratsfrau Ingrid Diepenbrock lobte: „Primus sorgt für Bildungsbiografien ohne Brüche. Für alle Kinder sind alle Abschlüsse an einem Ort möglich. Das ist eine Chance für sozial schwächere Kinder von der ersten Klasse an. Primus schließt Gemeinschaft und grenzt keinen aus. “