Oberhausen. Geheimagentur will Lieselotte mit Pferd nach Hause reiten lassen. Verwaltung hat versicherungstechnische Bedenken und verbietet den Ritt.

Haflinger Bonnie schnauft und stampft im Pferdeanhänger, die 15-jährige Lieselotte wartet aufgeregt vor dem Wagen, den Reiterhelm fest in der Hand. Und dann kommt die niederschmetternde Nachricht: Hobbyreiterin Lieselotte darf nicht mit Pferdedame Bonnie vom Elsa-Brändström-Gymnasium aus nach Hause reiten – die Geheimagentur vom Wettbüro am Hauptbahnhof hat verloren.

Lieselottes Mutter, Karin Kettling, hatte gewettet, die Geheimagentur schaffe es nicht, ihre Tochter mit einem Pferd von der Schule abzuholen, so dass sie nach Hause reiten könne. Diese Wette nahmen die Geheimagenten mit Freuden an, denn was könne so schwer an der Umsetzung sein? Der Sieg schien ihnen sicher.

Bei den Vorbereitungen ging einiges schief

„Das war mit Abstand eine der kompliziertesten Wetten, die wir angenommen haben“, sagt ein Akteur des Künstlerkollektivs. Seit dem 16. Juni wetten Bürger gegen die „Geheimagenten“ und das Theater Oberhausen.

Schon bei den Vorbereitungen ging einiges schief, aber das Pferd war schnell gefunden. „Ich fand’ die Idee sehr nett und war sofort überzeugt“, sagt Karin Schwamm, Reitlehrerin beim Bauernhof Klap­heck. Kaum hatte sie zugesagt, fingen die Probleme an. Die Geheimagentur betitelt es als versicherungstechnische Bedenken seitens des Theaters. „Es war einfach alles wahnsinnig kurzfristig. Aber das ist ja unsere Aufgabe: Dinge in kurzer Zeit möglich zu machen.“

Trotz aller Hürden steht Pferdedame Bonnie vor der Schule. Aber dabei bleibt es auch erstmal. Die Theaterverwaltung macht den Beteiligten kurzfristig einen Strich durch die Rechnung. „Die Verwaltung könne die vorliegenden Versicherungsunterlagen nicht mehr prüfen“, berichtet ein Geheimagent, der die schlechte Nachricht am Telefon entgegennimmt. Sollte Lieselotte losreiten, habe das schwerwiegende Folgen für alle Beteiligten.

Wette verloren

Aber Lieselotte reitet trotzdem, das hat nun aber nichts mehr mit der Wette zu tun, denn zwischenzeitlich schlossen Karin Kettling und der Klapheckhof einen privaten Vertrag: So kann das Verbot umgangen werden und Lieselotte darf schließlich doch reiten. Aber die Geheimagentur verliert die Wette, denn mit dem Ritt nach Hause habe das Agentenquartett nun nichts mehr zu tun. Karin Kettling freut sich doppelt, denn sie hat die Wette gewonnen. Gleichzeitig erfüllt sie ihrer Tochter ihren Wunsch.

Der Spielstand zeigt nun 10:8 für die Stadt an. Die Geheimagentur muss sich nun besonders anstrengen, denn Wetten nehmen die Künstler nur noch bis morgen an.