Oberhausen. .
Ob man ohne sie die in NRW vom Aussterben bedrohte Nomada flavopicta (Wespenbiene) ausgerechnet hier gefunden hätte? Die Biologische Station Westliches Ruhrgebiet (BSWR) im Haus Ripshorst hat sich zur wichtigen Einrichtung für den Naturschutz entwickelt. Jetzt ist sie zehn Jahre alt geworden.
„Zu unseren Aufgaben gehört die Umweltbildung der Bürger“, sagt Geschäftsführer Peter Keil. Dafür ist die Beobachtung der Pflanzen- und Tierwelt eine Voraussetzung. Ungewöhnliche Orte suchte man auf, um die „urbane Biodiversität“, die Artenvielfalt in der Stadt, systematisch darlegen zu können. Wo selbst naturverbundene Oberhausener nur verwahrlostes Land sehen, entdeckten die Biologen schützenswertes Tier- und Pflanzenleben.
Spurensuche auf der A 40
An einen der spektakulärsten Orte erinnert sich Keil gut: der Randstreifen der Autobahn A 40. Während das Ruhrgebiet im Kulturhauptstadtjahr 2010 dort den Verkehr stilllegte, gingen Keils Team und viele ehrenamtliche Mitarbeiter auf Spurensuche. „Eine erstaunliche Artenvielfalt haben wir gefunden“, kommentiert Keil und mahnt, „nur damit bleibt das Ökosystem Stadt lebensfähig“. Deshalb ist die Biologische Station an der Entwicklung, Umsetzung und Kontrolle von Naturschutz-Maßnahmen in Oberhausen, Mülheim, Duisburg und Bottrop beteiligt.
Zwischendurch wackelte das Projekt
Erdacht wurde die BSWR 2000 in Essen-Borbeck. 2003 entschied man sich für das Haus Ripshorst als Standort.
Als vor Jahren unerwartet Gründungsmitglied Essen aus dem Verbund mit Mülheim und Oberhausen absprang, wackelte das Projekt. Duisburg kam aber hinzu, 2012 schloss sich Bottrop an. Die Stadt Essen – die eine eigene Station im Sinn hatte – zeigt wieder Interesse, wird wohl in diesem Jahr zur Städtegemeinschaft hinzustoßen.
Regelmäßig kontrolliert Keil mit engagierten Bürgern und Vereinen etwa die Gewässer am Rande des Hiesfelder Waldes. Sie beobachten die Verbreitung unerwünschter „Neubürger“ wie der Herkulesstaude. Sie behalten die Verbesserung des Handbaches im Oberhausener Norden im Auge und mahnen, dass der Zustand der Ufer und Gewässersohle bisweilen in Ordnung, aber nirgends optimal sei.
36 Millionen Euro für den Naturschutz
Nicht immer war die BSWR so willkommen: Zur Gründung musste sie von Naturschützern viel Kritik einstecken, wegen ihrer Gratwanderung zwischen Bewahren und Erschließen von Gebieten zur Naherholung für den Menschen. Die Skepsis hat sich weitgehend gelegt. Auch finanziell ging es für die BSWR auf und ab: 2005 und 2006 kürzte das Land die Mittel.
Der Landschaftsverband Rheinland und die NRW-Stiftung sprangen ein. Doch durch den Koalitionsvertrag sei der Fortbestand nun gesichert, versprach Landesumweltminister Johannes Remmel bei einem Besuch zum zehnjährigen Bestehen. 8 Mio Euro gibt NRW für rund 40 Stationen aus, 36 Mio Euro für den Naturschutz. „Das sind zwei Euro pro Bürger – viel zu wenig“, beklagt Remmel selbst.