Oberhausen. Im Naturschutzgebiet „Im Fort“ haben sich Reste von Moor- und Feuchtheideflächen erhalten. Sie sind Heimat für Pflanzenarten, die es sonst nirgendwo mehr im westlichen Ruhrgebiet gibt.
Er ist nicht gerade ein Hingucker und selbst in voller Blüte eher unscheinbar. Doch für Biologen ist der Gagelstrauch etwas ganz Besonderes. Denn der Strauch mit den würzig duftenden Blättern, die bereits zur Zeit von Christi Geburt zum Bierbrauen verwendet wurden, steht auf der Roten Liste der gefährdeten Pflanzenarten.
In Oberhausen gibt’s ihn noch: hoch im Norden, an der Grenze zu Dinslaken, im Naturschutzgebiet „Im Fort“, das von der im Haus Ripshorst ansässigen „Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet“ betreut wird. Als ehemalige Moorfläche mit ihrer besonderen Tier- und Pflanzenwelt ist das Gebiet biologisch bedeutsam, auch über die Grenzen der Stadt hinaus.
„Bis nach dem Zweiten Weltkrieg waren da Moor- und Feuchtheideflächen“, erzählt Peter Keil, Leiter der Biologischen Station. „Danach wurde ein Großteil der Flächen stark entwässert, um sie landwirtschaftlich nutzbar zu machen. Aber noch gibt es dort Moorrelikte, die in unserer Gegend, vor allem in Ballungsräumen, extrem selten geworden sind.“ Der früher hier verbreitete Gagelstrauch etwa, auf den einige Schmetterlingsarten als Nahrungsquelle angewiesen sind, sei im westlichen Ruhrgebiet einzig und allein nur noch hier zu finden. Seine Bestände, wie auch die des Königsfarns, der Braunen Segge und der Sumpfdotterblume, werden von den Mitarbeitern der Station seit 2003 beobachtet und kartiert.
Flächen sind oft in Privathand
Solche Moorausläufer und wertvollen Feuchtwiesen zu erhalten und nach Möglichkeit auszudehnen, ist den Naturschützern ein wichtiges Anliegen: „Wir stellen uns vor, die Flächen noch weiter zu extensivieren, also jetzige Äcker wieder in Richtung Grünland zu entwickeln, wieder zu verwässern“, erzählt Keil. Und das nicht nur mit Blick auf den Pflanzen- und Artenschutz: „Moore sind hinsichtlich unserer CO2-Diskussion wichtig. Sie absorbieren das Treibhausgas und sind insofern extrem wichtig für unser Klima.“
Wenn man den Niedermoorcharakter großflächiger wieder hinbekommen könnte, würden auch diverse Amphibienarten davon profitieren, so Keil. Als Biologische Station könne man allerdings immer nur Vorschläge zur Pflege und Entwicklungsplanung von schützenswerten Flächen machen. „Die Flächen selbst sind ja oft in Privathand.“ Wenn es in solchen Fällen mal um Tausch von Flächen oder ähnliche Anliegen gehe, werde die Stadt mitunter moderierend tätig. „Aber das alles braucht immer sehr viel Zeit. Und es ist ein Prozess, der jetzt erst so langsam beginnt. Da muss man mal sehen, was man mittelfristig entwickeln kann“, sagt Keil.
Gemessen an der Entstehungszeit der Moore wahrscheinlich ein Wimpernschlag der Zeitgeschichte.