Oberhausen. . Die im Haus Ripshorst ansässige Biologische Station Westliches Ruhrgebiet hat ihren Jahresbericht 2011 fertig: Positive Entwicklung der geschützten Flächen.
Gemessen an ihrem Beobachtungsgegenstand sind zehn Jahre gar keine Zeit – solange ist die Biologische Station Westliches Ruhrgebiet in Oberhausen ansässig und unterwegs, um die Bestandsveränderungen der Tier- und Pflanzenwelt in allen schützenswerten Bereichen im Auge zu behalten. Für die Station selbst sind zehn Jahre allerdings durchaus eine Marke – musste man doch zwischenzeitlich um ihr Überleben selbst fürchten, als diverse Sparmaßnahmen ihr ein angemessenes wissenschaftliches Arbeiten schwer machten. Inzwischen ist die Krise gemeistert, kann die Station innerhalb des Hauses sogar in größere Räume umziehen. Jetzt hat die Station, die ihren Wirkungsbereich im vergangenen Jahr auch auf Bottrop ausgedehnt hat, ihren Jahresbericht für 2011 vorgestellt. Und der vermittelt ein durchaus positives Bild von der Entwicklung der Natur in den schützenswerten Waldgebieten und Industriebrachen unserer Stadt.
Die Schwerpunktflächen der Biologischen Station sind in Oberhausen überwiegend hoch im Norden zu finden – Hiesfelder Wald, das Naturschutzgebiet Im Fort, die Hühnerheide. Aber auch auf der Brache Vondern, im Dreistädteeck und am Ruhrbogen sind die fünf wissenschaftlichen Mitarbeiter, dazu zwei Bundesfreiwilligendienstler und immer wieder auch studentische Praktikanten im Einsatz, um Bestände zu kartieren und ihre Entwicklung zu beobachten.
Arten von der Roten Liste
Der Hiesfelder Wald ist dabei ein Gebiet, das inzwischen flächendeckend erfasst ist. Auch hier haben die Mitarbeiter der Biologischen Station im vergangenen Jahr wieder „bemerkenswerte Pflanzenarten“ verzeichnen können – darunter einige, die auf der Roten Liste der bedrohten Arten stehen wie Rippenfarn oder Wild-Apfel. Ein besonderes Augenmerk haben die Biologen dabei auch auf so genannte „Gartenflüchter“ gelegt – also Pflanzen, die vor allem in den siedlungsnahen Waldgebieten vorkommen und wohl direkt aus abgekippten Gartenabfällen stammen. Vor allem Bodendecker, die Schatten vertragen, haben sich in den Waldbereichen ausbreiten können – wie das Kleine Immergrün. Nicht immer wird das zum Problem, mitunter aber schon, etwa, wenn „Allerweltspflanzen“ schützenswerte Arten verdrängen: „Es ist mitunter schon erstaunlich, wie verantwortungslos manche ihre Gartenabfälle einfach so übern Zaun kippen“, wundert sich Dr. Peter Keil, Leiter der Biologischen Station.
Auch die Tierwelt im Hiesfelder Wald wurde erneut unter die Lupe genommen – insbesondere haben Ehrenamtliche des Naturschutzbundes („Nabu“) diesmal nach Mittelspechten Ausschau gehalten, die in jüngster Vergangenheit auch die Wälder im Grenzgebiet Oberhausen/Bottrop erobert haben. Insgesamt konnten im Hiesfelder Wald 13 Reviere festgestellt werden. Außerdem wurde ein Schwarzspechtrevier entdeckt. Wie sich die Populationen entwickeln, werden aber erst die nächsten Jahre zeigen, mit einem starken Anstieg rechnen die Experten allerdings nicht, da die aktuelle Dichte bereits recht hoch ist.
Bodenständige Flügelwesen
Auch die Beobachtung des Gewässers am Rande des Hiesfelder Waldes wurde 2011 fortgesetzt. Stichproben mit Reusenfallen haben „hervorragende Amphibienbestände“ gezeigt. Intensiv wurden mit Hilfe des Nabu auch die Libellen erfasst: 17 Arten wurden dabei registriert und 15 von ihnen als „bodenständig“ eingestuft. Besonders bemerkenswert sei das Vorkommen der „gemeinen Winterlibelle“.
Insgesamt sind Peter Keil und sein Team zufrieden mit der Entwicklung der Tier- und Pflanzenwelt in allen geschützten Bereichen Oberhausens: „Das Inventar scheint stabil zu sein.“
Überwiegend aus Landesmitteln finanziert
Die Biologische Station finanziert sich zu 80 Prozent aus Landesmitteln. Die restlichen 20 Prozent entfallen auf den Regionalverband Ruhr, die Emschergenossenschaft sowie die vier Kommunen, in denen die Biologische Station tätig ist. Das sind Oberhausen, Mülheim, Duisburg und seit einem Jahr auch Bottrop.