Oberhausen. . Auch Feuerwehrleute aus Oberhausen, Mülheim und Essen halfen den Flutopfern in Sachsen-Anhalt.
„Die Erschöpfung kam erst nach dem Einsatz.“ Brandinspektor Thomas Grontzki (43) war froh, nach beinahe einer Woche im überfluteten Magdeburg wieder zu Hause zu sein. Der Berufsfeuerwehrmann Grontzki und Klaus Peter (51), Brandoberinspektor bei der Freiwilligen Feuerwehr Oberhausen-Mitte, erzählen, wie das war, in Magdeburg. Ein Müllheizkraftwerk bewahrten sie dort vor den Fluten der Elbe. „Das Kraftwerk im Stadtteil Rothensee versorgt ein Drittel der Bevölkerung mit Strom“, verdeutlicht Einsatzleiter Grontzki.
Der riesige Gebäudekomplex liegt noch trocken auf einem kleinen Plateau, als die Einsatzbereitschaft der Feuerwehren Essen, Mülheim und Oberhausen, 120 Kräfte und 31 Fahrzeuge, in Magdeburg eintreffen. Der Energielieferant der Region muss dringend vor den Fluten gesichert werden. „Mit unseren Fahrzeugen kommen wir gar nicht mehr an das Kraftwerk heran“, erzählt Peter. Viel zu hoch steht das Wasser. Die Feuerwehrleute waten durch eine knietiefe braune Brühe. In Straßen, in denen Sandsäcke rechts und links Häuser sichern, ist das Wasser ein „reißender Bach“, wie Peter erzählt.
Der perfekte Deich
Am Einsatzort angekommen, geht die Maloche los. Am Freitag um 13 Uhr nach stundenlanger Fahrt. Mit Gabelstaplern schichten die Feuerwehrleute, aus Oberhausen sind sechs Einsatzkräfte von der Berufs- und zehn von der Freiwillen Feuerwehr dabei, „Big Bags“ aufeinander. Das sind riesige Sandsäcke von einer Tonne Gewicht. „Die Bundeswehr hat sie uns angeliefert“, sagt Grontzki. Die „Big Bags“ gilt es zusätzlich durch normale Sandsäcke zu sichern. Sie sollen nicht verrutschen. Die komplette Konstruktion wird auf Teichfolie platziert. Mit der schlagen die Feuerwehrleute später die Säcke ein. So entsteht ein richtiger Deich.
„Erzählt doch mal von dem Hydrologen“, freut sich auch Feuerwehrchef Wolfgang Tingler über die tolle Arbeit der Wehren. Grontzki berichtet: „Der Küstenschützer hat sich alle Deiche angesehen, unserer war perfekt, er entsprach allen Anforderungen.“ 500 Meter schafften die Helfer an diesem Tag.
Rund um die Uhr wird gearbeitet
Erst um 23 Uhr waren sie zurück in ihrer Schlafunterkunft: eine ehemalige Schule. In Klassenzimmern stehen Feldbetten mit Decken. Fünf Toiletten und vier Duschen für 400 Leute. Neben der Bereitschaft des Städtetrios sind noch zwei weitere von fünf Trupps dieser Art des Regierungsbezirks Düsseldorf in der Schule untergebracht.
Gearbeitet wird rund um die Uhr. Als die zwei Kilometer Deich fertig sind, müssen sie von den Feuerwehrleuten ständig kontrolliert werden. Trotz harter Arbeit und ständig nasser Füße sind alle stolz, das Kraftwerk gerettet zu haben. Peter ist außerdem begeistert, wie warmherzig die Magdeburger sie empfangen. Sie überhäufen uns mit Kuchen, Obst und Getränken. Die Menschen versorgten nicht nur die Rettungskräfte, sie packen auch selbst mit an.
Peter: „Ältere Leute erklären, so ein Hochwasser noch nie erlebt zu haben.“ Ein besonderes Erlebnis dürfte der Einsatz auch für den Feuerwehrnachwuchs sein. „So etwas ist prägend“, sagt Grontzki. Ein geglückter Rettungseinsatz ist eine Bestätigung, den richtigen Beruf zu haben. Als die Feuerwehrleute am Dienstagabend nach Hause kommen, freut sich wohl nicht nur Grontzki auf sein eigenes Bett. Die Ablösung für die Helfer, die in den Startlöchern steht, wird nicht mehr gebraucht. Der Pegelstand der Elbe sinkt.