Oberhausen. . Eine harmlose Frage der Tochter brachte Armin Eickelbaum zum Nachdenken, machte ihn zum Radfahrer und schließlich zwölf Kilo leichter.
„Papa, was willst du gegen den Klimawandel tun? Diese harmlose Frage seiner Tochter Julia war es, die Armin Eickelbaum 2007 zum Nachdenken zwang. Der Berufsschullehrer hatte gerade Al Gores Film „Eine unbequeme Wahrheit“ mit der Familie angeschaut. Seine Antwort für den Nachwuchs: „Ich fahre ab sofort einmal in der Woche mit dem Rad zur Arbeit“. Was Eickelbaum zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste: Er würde mit dem Drahtesel noch viel weiter kommen als bis nach Mülheim. Sehr viel weiter.
Kampf gegen die globale Erwärmung
Zehn Kilometer hin, zehn Kilometer zurück. Von Alstaden zur Lehnerstraße in Mülheim, wo Armin Eickelbaum Betriebswirtschafts- und Volkswirtschaftslehre unterrichtet, könnte er gut zwei Liter Sprit einsparen. Einmal wöchentlich sollte das doch zu schaffen sein. Der Familienvater suchte sich einen Tag heraus, an dem er nicht zur ersten Stunde antreten musste und legte tapfer los, seinen Beitrag zu leisten im Kampf gegen die globale Erwärmung.
Es wurde Oktober, dann November und immer dunkler und feuchter. Der gute Wille erlag dem inneren Schweinehund. Bis zum 30. März 2008. „Ich kann mich noch genau an das Datum erinnern“, sagt Eickelbaum. Er stieg auf die Waage - und traute kaum seinen Augen: 92 Kilo. „Junge, Junge, hab ich da gedacht. So fett warst du noch nie.“ Kurz zuvor hatte der Hausarzt den 1,83 Meter großen Mann gewarnt. Er stünde kurz davor, Bluthochdruck zu haben. „Ruckzuck“ habe er sich entschlossen: „Ich fahr jetzt jeden Tag, das Wetter ist egal.“
„Das fühlt sich einfach gut an“
Nicht nur den Schulweg strampelte er jetzt tagtäglich ab, Eickelbaum stellte sich auch selbst der Aufgabe, alle Wege im Umkreis von fünf Kilometern mit dem Rad abzulegen. „Man glaubt nicht, wie oft man da das Auto stehen lassen kann.“ Aus fünf Kilometern wurden zehn, aus zehn wurden bald 15. Und die Kilos schmolzen nur so dahin. „Heute wiege ich 80 Kilo“, sagt Eickelbaum, nicht ohne Stolz. Sein Blutdruck sei zurückgegangen, er habe erheblich an Kondition gewonnen. „Das fühlt sich einfach gut an“, sagt Eickelbaum. Sein Strahlen ist ansteckend.
Die Ausreden der anderen kann Armin Eickelbaum nicht verstehen. Viel zu schleppen hätten seine Kollegen oder ein Berg sei im Weg. Alles Quatsch, weiß der 48-Jährige, man muss nur wollen. Seine Freundin immerhin hat er überzeugt, auch sie fährt jetzt viel Rad. Gemeinsam fuhren sie durch Estland, Lettland und Litauen. Seine größte Herausforderung hat Eickelbaum jedoch alleine gemeistert: 2012 radelte er quer durch Deutschland, von Oberstdorf nach Sylt. 1256 Kilometer in sieben Tagen. Kein Problem sei das gewesen – dank Alltagstraining: „Ich war fit wie ein Turnschuh.“