Oberhausen. . Elf Firmlinge besuchten ein Bestattungsinstitut und den Friedhof St. Josef in Styrum. Gedanken über die eigene Sterblichkeit und das Andenken Verstorbener.
Das Gemurmel wird leiser, die Stimmung schwingt ins Nachdenkliche um. Wenig verwunderlich, stehen die elf Jugendlichen der Herz-Jesu-Gemeinde doch inmitten eines Raumes voller Särge. Was makaber klingt, hat einen ganz einfachen Hintergrund: In Vorbereitung auf ihre Firmung besuchte die Gruppe das Styrumer Bestattungshaus Rademacher und den Friedhof St. Josef. „Der Themenbereich Krankheit und Tod wird bei den meisten Jugendlichen ausgeblendet“, erklärt Kaplan Thomas Fahle. „Ich habe überlegt, wie man die jungen Leute dennoch an diese Materie heranführen kann.“
Aus diesen Gedanken heraus entstand das Projekt „Auf Leben und Tod“. Erste Station war das Hospiz St. Vinzenz Pallotti. „Wir haben uns den Umgang der Pflegerinnen mit den Patienten angeschaut und waren ergriffen. Der Umgang mit den Menschen, die am Ende ihres Lebensweges angekommen sind, ist wirklich sehr würdevoll“, so Fahle.
Welcher Sarg ist für mich am schönsten?
Im nächsten Schritt sollten die Firmlinge weiter mit dem Thema „Tod“ in Berührung kommen. „Die Idee war, sich von einem Bestatter erklären zu lassen, wie eine Beerdigung abläuft.“ Hier zögerte Daniel Kabuth vom Bestattungshaus Rademacher nicht und bot seine Unterstützung an. „Ich war von dieser Idee sofort begeistert“, sagt Kabuth. „Das ist ein interessanter Weg, so die Jugendlichen mit einem Thema zu konfrontieren, mit dem sie sonst wenig zu tun haben.“
Und was sagen die Firmlinge? „Anfangs war das schon ein komisches Gefühl. Es kommt einem natürlich der Gedanke, dass man eines Tages auch in so einem Sarg liegen wird“, schildert die 16-jährige Gerda Siebert ihre Eindrücke. „Aber da wir darüber geredet haben, verflüchtigten sich diese Gedanken ziemlich schnell.“ Auch Sabrina Stamm schossen direkt Bilder in den Kopf. „Ich habe in diesem Moment selbst überlegt, welcher Sarg für mich am schönsten ist.“
Ungepflegtes Grab stimmt nachdenklich
Auf dem Styrumer Friedhof St. Josef schließlich, kümmerten sich die Jugendlichen um ein Grab, das seit rund drei Jahren nicht mehr gepflegt wurde. „Nach der Beerdigung haben sich die Söhne leider nicht mehr sehen lassen“, so Kabuth. Das ungepflegte Grab hat bei Julian Drees, ebenfalls 16 Jahre alt, Eindruck hinterlassen. „Ich denke zwar schon, dass man überall an einen Verstorbenen denken und sich an die gemeinsame Zeit erinnern kann. Aber am Grab ist man einfach näher dran.“ Die verwahrloste Grabstätte stimmt ihn deswegen nachdenklich. „Für mich zeigt das leider, dass die Verstorbenen vergessen wurden.“
Für Daniel von Burski hat der Tag gezeigt, „dass der Tod allgegenwärtig ist und jeden am Ende trifft“. Den Beruf des Bestatters will er in Zukunft dennoch nicht einschlagen. „Das ist nichts für mich.“