Oberhausen. Auf dem Tierfriedhof in Oberhausen können Menschen ihren Haustieren ein Grab einrichten. Doch bei der Gestaltung ist nicht alles erlaubt. Kreuze zum Beispiel sind verboten. Für die meisten Angehörigen zählt jedoch, dass sie einen Ort zum Trauern haben.

„Über Gräbern weht der Wind“ an diesem Morgen. Kühl ist es, ungemütlich, weil graue Wolken den Himmel über dem Friedhof an der Dieckerhoffstraße 1 verdunkeln. Dafür wird einem beim Blick auf die liebevoll gepflegten Gräber warm ums Herz. Wer hier beerdigt ist, der muss sehr geliebt worden sein. In dunkler Erde schlummern Buma, Trixi oder Feivel. Haustiere. Von der Katze bis zur Schlange. Vom Papagei bis zur Pferdeurne. Und auf beinahe jedem Grab steht schützend eine Engel-Figur.

In Duisburg ist es anders

Auf dem Tierfriedhof von Berthold Beyers und dessen Frau Ingrid Lehnen-Beyers dürfen die Engel ihre Flügel ausbreiten - anders als in Duisburg-Neudorf. Die Satzung der „Interessengemeinschaft Duisburger Kleintierfriedhof“ sagt deutlich: Engel müssen draußen bleiben. „Bei uns ist alles erlaubt bis auf Kreuze“, sagt dagegen Ingrid Lehnen-Beyers. Das Kreuz sei ein direktes Kirchensymbol, und es sei eine Auflage der Stadt, darauf auf dem Tierfriedhof zu verzichten. „Einmal hat hier jemand ein Kreuz aufgestellt, da musste ich dann anrufen“, erzählt Lehnen-Beyers.

Das Leben ist schwierig genug

Ansonsten jedoch lassen Beyers den Menschen sehr freie Hand bei der Gestaltung der Gräber. „Das Leben ist eh schon schwierig genug“, sagt Lehnen-Beyers. Das Wichtigste sei ihnen, dass die Leute auf dem Friedhof mit 400 Gräbern einen Ort für ihre Trauer haben, einen Ort, an dem sie zufrieden sein können. Tierfreundin Ingrid Lehnen-Beyers muss selbst auch oft schlucken, wenn sie all die Geschichten von Menschen und Tieren und traurigen Abschieden erfährt. „Wenn da der Papagei eines alten Mannes nach über 40 Jahren stirbt“, sagt sie. Die ganzen vier Jahrzehnte seines Lebens habe der Papagei bei dem Mann verbracht.

Für manche ältere Menschen werden die Haustiere auch zum Kind-Ersatz. Davon zeugt das Bild eines kleinen Yorkshire-Terriers, den Frauchen für das Foto in einen Strampelanzug gesteckt hatte. Für andere Menschen war das Tier eine wichtige Stütze ihres Lebens. „Das ist das Grab eines Blindenhundes“, zeigt Lehnen-Beyers auf ein rechteckiges Fleckchen Grün. Und die Katze Trixi war weit gereist. Lange hat sie mit ihren Menschen in Ägypten gelebt. Jetzt liegt sie begraben in Oberhausener Erde.

Menschen leiden, wenn sie ein Haustier verlieren

Lehnen-Beyers kann so viele Geschichten erzählen. Auch die von den beiden älteren Damen, die immer wieder Hunde aus dem Tierheim retten. Zwei der Tiere liegen auf dem Friedhof. „Die Frauen haben sehr gelitten, als die Hunde gestorben sind“, weiß Lehnen-Beyers.

Menschen leiden, wenn sie ein Haustier verlieren, das ihnen nicht selten als Familienmitglied galt. Das müssen keine einsamen Menschen sein, das können auch lustige kontaktfreudige Leute sein mit Familie und vielen Freunden, aber der Hund, die Katze, die waren eben auch so ein guter Freund.

Engel, Kerzen, Blumen

Und so liegt die Trauer still und stumm über den Gräbern. Sprechen Grab-Inschriften eine deutliche Sprache: „In ewiger Liebe und Dankbarkeit. Ich vermisse dich mein Herz.“ Und dazu steht auf dem Grab des Hundes Buma ein Engel. Auf einem anderen Grab blickt ein Engelchen gedankenverloren auf den Spruch „Stärker als der Tod ist die Liebe“. Schlicht „Geliebte Katja“ steht auf einem weiteren Stein, neben dem ein Engelchen wacht.

Was für viele kitschig sein mag, hilft anderen bei der Bewältigung ihrer Trauer. Und warum sollte so ein Menschen aus seinem Herzen eine Mördergrube machen, wenn es doch ein Ort gibt, an dem er hemmungslos trauern darf. Und das Mit Engeln, Kerzen, Blumen und allem, was dazu gehört.