50 Jahre deutsch-französische Freundschaft feiert die Politik derzeit und in Oberhausen prescht die CDU vor, um eine Städtepartnerschaft zu arrangieren. Alles Schlagzeilen, die in Hans-Josef Oostenryck Erinnerungen wachrufen – an den Beginn seiner eigenen Freundschaft zu Frankreich und den Franzosen, nur ein Jahr, nachdem in Paris der Elysée-Vertrag unterschrieben wurde. Eine Geschichte über Zeltlager am Mont Blanc und die neu entdeckte Lust an Rotwein.

Reden mit Händen und Füßen

1964, als Hans-Josef Oostenryck noch ein junger Mann von Anfang zwanzig war und Führer des Cherusker-Stammes der Pfadfinder in Herz Jesu, flatterte ein Schreiben der Bundeszentrale der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg in seinen Briefkasten. Es erinnerte an das junge Freundschaftspflänzchen und daran, dass alle es pflegen sollten. Nach langem Hin und Her, „so einfach war das nämlich gar nicht“, Anträgen und Gesprächen, stand fest: Die Oberhausener machen ein Zeltlager mit Franzosen aus dem Burgund. Im Spessart.

Kaum einer der etwa 80 deutschen und 40 französischen Teilnehmer sprach die Sprache des anderen, „aber es hat alles hingehauen“, erzählt Oostenryck, der sehr gerne an die Zeit zurückdenkt. „Wir haben uns mit Händen und Füßen unterhalten.“ Wobei er als Lagerleiter noch Glück hatte, mit einem französischen Assistenten und Dolmetscher, der perfekt Deutsch sprach.

Ob im deutschen Mittelgebirge oder beim Gegenbesuch im Jahr darauf in Les Chapieux am Mont Blanc: Die Jugendlichen hatten null Berührungsängste, spielten zusammen, gingen auf Schnitzeljagd und vertrieben sich mit Ausflügen in die Umgebung die Zeit. Bei der „Olympiade der Nationen“ trat jede „Sippe“ verkleidet als ein Volk an: Araber gab es, Indianer und „Neger“, damals ein gängiger Ausdruck. Ein Riesenspaß, wie Oostenryck sich erinnert und wie die vielen Fotos, die er in dicken Ordnern und auf CD archiviert hat, beweisen. Nur, dass die „Schwarzen“ sich mit Asche aus dem Lagerfeuer eingerieben hatten – „und das ging gar nicht mehr ab. Es gab ja nur kaltes Wasser.“

Lieblingswein aus dem Burgund

Und die Leiter, was machten die am liebsten? Nach getaner Arbeit: Wein trinken. „Dort habe ich französischen Wein kennengelernt“, sagt Oostenryck, der zuvor ein richtiger Ruhri war: „Ich hab immer nur Bier getrunken.“ Immer wieder hat er danach seinen Lieblingswein im Burgund eingekauft, bei den Besuchen der neu gewonnenen Freunde, allen voran der französische Lagerleiter Pierre Guenebault, der Oostenrycks Trauzeuge werden sollte. Eine Städtepartnerschaft hat es für all dies nicht gebraucht. Dennoch: Laut Hans-Josef Oostenryck ist sie überfällig.