Oberhausen. Neuntklässler der Hauptschule Alstaden lassen die Redaktion Mäuschen spielen.
Ein Poetry Slam ist ein Dichter-Wettkampf, bei dem selbstgeschriebene Texte vorgetragen werden. Das Publikum kürt anschließend den Sieger. Im Poetry-Clip-Wettbewerb wird die Dichtkunst gefilmt. Neuntklässler aus fünf Oberhausener Schulen erarbeiten Poetry-Kurzfilme, die sie am NRW-Tag in der Schlosserei im Zentrum Altenberg vorstellen. Nicht die Zuschauer, sondern die Jury-Mitglieder entscheiden, welcher Beitrag gewinnt.
Ein Klassenraum ist Tonstudio
Wettbewerbsteilnehmer der Hauptschule Alstaden ließen die Redaktion beim Dreh Mäuschen spielen und verrieten, wie die Texte entstanden. „Im Workshop haben wir überlegt, was wir hier so machen und worüber wir nachdenken, wohin wir wollen und was uns aufregt“, sagt Wafa (15). „Und was wir tun werden, wenn wir alt sind“, ergänzt Leyla (16). Vier mal vier Workshopstunden haben die Schüler ins Dichten investiert. Jetzt geht’s darum, die Texte akustisch in Szene zu setzen. Als „Tonstudio“ dient ein Klassenraum. Workshopleiter Jonas Jahn hat Jörg Briese, den Leiter des Presseclubs, mitgebracht, als Kamera-Mann ist Julian Elbers im Einsatz.
„Hier habt ihr Zeit, eure Texte in Ruhe einzusprechen, damit ihr nicht auf der Bühne stehen müsst“, sagt Briese. „Später machen wir dann draußen coole Bilder, die dazu passen.“ Leyla beginnt. „Ich steh’ um sieben Uhr auf ...“ „Zu langweilig“, findet Briese. „Rede so, als würdest du deinen Freunden eine Geschichte erzählen.“
"Das war super"
Jahn hat die Idee, im Text zu markieren, was besonders wichtig ist. Leyla konzentriert sich, liest ruhig und entspannt, der Zuhörer staunt: In Köln wird sie einmal ein Haus haben, einmal nach Ghana reisen und nach Paris, um Baguettes zu essen und den Eiffelturm zu sehen. Wenn sie alt ist, wird sie auf Ü-80-Partys gehen. Jahn betont, dass es nicht seine Aufgabe ist, den Stil zu beeinflussen. „Alles muss authentisch sein.“
Rollentausch. Wafa liest. „Wenn man mich unschuldig beschuldigt, dann raste ich aus. Wenn meine Schwester meine Schuhe anzieht...“ Ohne Versprecher kommt sie durch. „Das war super“, lobt Jahn. „Den Schluss machst du noch mal!“ Es ist geschafft. Jetzt geht’s nach draußen. Kiosk, Pommesbude, Friseur, Bar – markante Punkte des Schulwegs von Leyla warten zum Beispiel darauf, gefilmt zu werden und vielleicht ist auch das, was Leyla machen würde, wenn sie unsichtbar wäre, ein Clip-Bild wert. Doch das bleibt bis zum 3. April natürlich geheim.