Oberhausen. .

Wie sehe ich mich? 14 Jugendliche der Anne-Frank-Realschule spürten dieser Frage für den ersten Poetry-Clip-Wettbewerb für Schüler nach, vertonten und verfilmten (ähnlich einem Musikvideo) ihre selbst geschriebenen Gedichte.

Begleitet wurden sie dabei von Regisseur Marco Jonas Jahn. An insgesamt fünf Oberhausener Schulen hat Jahn das Projekt durchgeführt. Jeweils drei Clips wurden an jeder Schule produziert.

Klassenübergreifend haben sich die vier Jungen und zehn Mädchen der Anne-Frank-Realschule zuvor in der Schreibwerkstatt getroffen. Innerhalb von drei Tagen erlernten sie das Handwerkszeug, ihre Gefühle kompakt in Worte zu fassen. Gestern drehten die Schüler zunächst einen gemeinsamen Clip in der Aula. Die drei besten Texte erhielten eigene Clips, die im Rahmen der Kurzfilmtage gezeigt werden: Virgil Walter (15), Thi Mai Thy Tran (15) und Yasemin Yürtmen (16) sind nervös. Kameramann Kevin Kerndl kniet am Bühnenrand und zeichnet auf, was die drei Schüler vorlesen.

Yasemin möchte jetzt schon 18 sein

Virgil beginnt: „Wenn ich heute Nachmittag eine Fee treffen würde, hätte ich drei Wünsche frei“, liest er. Geld, ein langes Leben, Schuhe, Klamotten, ein eigenes Geschäft und Gesundheit stehen auf seiner Wunschliste. Erfolg möchte er haben, besonders auch beim Fußballspielen, seinem großen Hobby. London ist „die Insel“, auf der er sich angenommen fühlt.

Kurzfilmtage

Das Wochenende der 57. Internationalen Kurzfilmtage.
Das Wochenende der 57. Internationalen Kurzfilmtage. © Ulla Emig wazfotopool
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„Ich wünsche mir, dass ich jederzeit die Möglichkeit habe, dahin zu gehen. Dadurch gehen eigentlich alle Wünsche in Erfüllung.“ Thi Mai erzählt von Vietnam, der Heimat ihrer Eltern. „Wohl fühle ich mich dort am meisten, wenn ich weiß, dass ich meine ganze Familie um mich habe.“ Aber sie spricht auch vom Gefühl der Einsamkeit, des Fremdseins und von ihrer Wut, wenn sie für eine Chinesin gehalten wird.

Yasemin möchte am liebsten schon jetzt 18 Jahre alt sein, „damit ich die Pubertät endlich hinter mir habe“. Sie sagt: „Du bist nicht immer stark, nur weil du selbstbewusst bist. Deine Gefühle können verrückt spielen und du bist auf einmal schwach. Bist am Weinen und hast Hass auf deine Seele – aber warum?“ Sie fragt: „Wer bin ich von Anfang an?“ Und fordert: „Bring mich zu meinem Herz – lass mich gehen, ich werde rennen und nicht leise sein.“

Kids sind brennend an Medien interessiert

Autor, Bühnenpoet und Workshopleiter Jahn ist zufrieden. Die Arbeit mit den Schülern hat ihm sichtlich Freude gemacht. „Es ist spannend und bewegend, was die Jugendlichen bereit sind, von sich preis zu geben.“ Vor einem Jahr hatte es noch eine kurze, aber heftige Diskussion darüber gegeben, die Schulen vor Ort würden sich zu wenig an den Kurzfilmtagen beteiligen. „Bei uns hat die Zusammenarbeit mit den Kurzfilmtagen Tradition“, versichert Ursula Niemann, Schulleiterin der Anne-Frank-Realschule.

Ihre Schüler hätten bereits in der Jury gesessen, aber auch schon andere Beiträge produziert. Diesmal waren die Neuntklässler mit von der Partie. Die Kids seien an allen Medien brennend interessiert. „Und wir haben mit den Kurzfilmtagen ein international bedeutendes Festival direkt vor der Haustür – das müssen wir doch nutzen.“ Denn: „Es gibt nichts Schöneres, als die Kinder neugierig aufs Leben zu machen.“

Clips werden am 28. April gezeigt

Alle Clips der teilnehmenden Schulen werden am Samstag, 28. April, um 15 Uhr in der Schlosserei, Zentrum Altenberg, Hansastr. 20, zu sehen sein. Der Eintritt ist frei. Ein Zusammenschnitt sorgt dafür, dass auch alle Teilnehmer in einem ganz besonderen Clip zu Wort kommen.

An dem Wettbewerb beteiligt haben sich Schüler der Anne-Frank-Realschule, der Gesamtschule Osterfeld, der Gesamtschule Alt-Oberhausen, der Hauptschule Alstaden sowie des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums. Eine Jury wählt die Gewinner aus, die dann bei den Kurzfilmtagen prämiert werden. Das Preisgeld von 1000 Euro stiftet die Energieversorgung Oberhausen. Gefördert wird das Projekt von der Stadtsparkasse Oberhausen, der Oxea GmbH und der Sir Peter Ustinov Stiftung.