Oberhausen. .
Die Hotelzimmer sind schon gebucht, die Zugfahrkarten in die Hauptstadt geordert: Eine zehnköpfige Delegation des Oberhausener Elsa-Brändström-Gymnasiums – vier Lehrer, vier Schüler und zwei Elternvertreter – fahren Anfang Juni nach Berlin. Am 3. Juni wird dort der „Deutsche Schulpreis“ vergeben, der als renommiertester und bestdotierter Wettbewerb für Schulen in Deutschland gilt. Und das „Elsa“ ist in der Endrunde, gehört zu den 15 besten Schulen, die zum Festakt eingeladen sind und aus deren Kreis die Jury die Sieger kürt. Der Hauptpreisträger bekommt 100.000 Euro.
Ein Moment zum Luftanhalten
Die gute Nachricht kam am ersten Tag der Osterferien. „Wir hatten dafür gesorgt, dass wir auf jeden Fall erreichbar sind“, sagt Schulleiterin Brigitte Fontein, die wusste, das zu der Zeit die Entscheidung über die Nominierung fallen sollte. „Und dann rief die Dame von der Robert-Bosch-Stiftung an und sagte: ‘Gratuliere, Sie sind dabei’“, erzählt Fontein.
Das ist so ein Moment, in dem man mal kurz die Luft anhalten könnte, um sich dann mit voller Wucht die Fünf zu geben. Die Schulleiterin formuliert es so: „Wir haben immer gedacht, es wäre schon toll, wenn wir dazu gehörten und dahin fahren könnten, das wäre eine große Belohnung für die Kollegen, die sich so reinhängen“, sagt Brigitte Fontein, „und jetzt freuen wir uns total, der ganze Aufwand war nicht umsonst. So eine Bewerbung für den Schulpreis ist nämlich richtig viel Arbeit.“
Unter 144 Bewerbern ausgewählt
Dazu gehörte nicht nur das Ausfüllen von umfangreichen Bewerbungsunterlagen. In einer ersten Runde wurde das Oberhausener Gymnasium unter 144 Bewerbern für den Deutschen Schulpreis 2013 ausgewählt. Es zählte damit zu den 20 Schulen in ganz Deutschland, die vor Ort von der Jury der Robert-Bosch- und der Heidehof-Stiftung besucht und begutachtet wurden.
„Bevor die Jury bei uns zu Gast war, haben wir alle zusammen bei einem Reinigungstag die Schule auf Hochglanz gebracht“, berichtet Fontein. Die Jurymitglieder interviewten Lehrer, Schüler, Eltern, sie ließen sich Konzepte erläutern, schauten sich Unterricht an. Und reisten lächelnd, aber weitgehend kommentarlos wieder ab.
Ob das Elsa-Brändström-Gymnasium am Ende tatsächlich zu den Erstplatzierten zählen wird, wie die Chancen stehen und die Nominierung begründet wird, „darüber haben die bisher nichts rausgelassen“, sagt Brigitte Fontein, das bleibt bis zum Moment der Preisverleihung in Berlin geheim.
Der Nervenkitzel bleibt
Der Nervenkitzel bleibt also. Aber selbst, wenn die Oberhausener Schulleiterin schließlich nicht die Hand von Bundeskanzlerin Angela Merkel schütteln sollte – die Regierungschefin übergibt nämlich den Deutschen Schulpreis –, weil das Elsa nicht gewinnt: Die Ehre, zu den 15 besten Schulen Deutschlands 2013 zu gehören, ist ein dickes Pfund. 2000 Euro Preisgeld gibt es dafür auf jeden Fall – und die Kosten für die Reise nach und die Unterbringung in Berlin übernimmt auch die Stiftung.
Das Gymnasium Essen-Werden mit dem bundesweit einzigartigen Tanz-Abitur hatte sich ebenfalls in diesem Jahr um den Schulpreis beworben, es kam auch unter die „Top 20“ – aber weiter nicht.
Der Hauptpreis beträgt 100.000 Euro
Aus dem Ruhrgebiet gibt es für das Elsa jetzt nur noch einen Konkurrenten, die Willy-Brandt-Gesamtschule in Marl. Der Hauptpreis ist mit 100.000 Euro ausgestattet, über die die Gewinnerschule frei verfügen kann, vier weitere Schulen erhalten Preise in Höhe von jeweils 25.000 Euro.
„Selbst wenn wir nicht auf den ersten Plätzen landen, wir machen uns ein bisschen Hoffnung auf den ‘Preis der Jury’“, sagt „Elsa“-Leiterin Brigitte Fontein. Dieser (25.000 Euro) geht an eine Schule, die unter „ungewöhnlichen, häufig ungünstigen Bedingungen hervorragende Leistung erbringt“, so die Stiftung. „Das trifft doch auf uns zu“, meint die Oberhausenerin.
Die Robert-Bosch-Stiftung und die Heidehof-Stiftung haben den Preis 2006 ins Leben gerufen. Damit wollen die Initiatoren pädagogische Leistung würdigen und für die Schulentwicklung in Deutschland nutzbar machen. Grundlage des Wettbewerbs ist ein umfassendes Bildungsverständnis, das in sechs Qualitätsbereichen zum Ausdruck kommt: Leistung, Umgang mit Vielfalt, Unterrichtsqualität, Verantwortung, Schulleben und Schule als lernende Institution