Oberhausen. .

Nach vielen vertraulichen Vermittlungsgesprächen in den vergangenen Monaten will die Osterfelder SPD nun öffentlichen Druck aufbauen, damit das derzeit wohl am heftigsten diskutierte Bauvorhaben am Osterfelder Marktplatz endlich voran geht: Seit Ende 2012 liegt der Neubau eines fünfstöckigen Mehrfamilienhauses mit barrierefreien Wohnungen in der Fußgängerzone still, weil sich Bauherrin und Nachbarn über Gebäudehöhe und Abstandsflächen nicht einigen können. Mehr als 200 Marktbesucher haben nun spontan ausgelegte Listen unterschrieben, mit denen die Beteiligten aufgerufen werden, sich an den Verhandlungstisch zu setzen.

Unser Gespräch mit den Grundstückseigentümern zeigt aber, wie verhärtet die Fronten wirklich sind. Der Frust ist groß. Beiderseits.

Lange Liste der Vorwürfe

„Mit denen spreche ich gar nicht mehr, aus und vorbei“, heißt es von der einen Seite und: „Am liebsten würde ich von diesem Mann nichts mehr hören wollen“, von der anderen. Von einem enormem Druck ist die Rede, die der eine auf den anderen ausübe, fünfstellige Ersatzforderungssummen stehen im Raum, auch die Anschuldigung, dass der eine den anderen angezeigt habe.

Zur Erinnerung: Im Jahr 2010 erwirbt die Apothekerin Gabriele de Witt das Mehrfamilienhaus am Marktplatz. Den Mietern wird gekündigt, da das Gebäude kernsaniert werden soll. Darüber wird auch mit den Nachbarn, der Familie Nover-Heiting, gesprochen. Bald darauf heißt es: Das Haus wird abgerissen, wofür der Bauunternehmer Werner de Witt auch die Genehmigung der Stadt erhält – bis heute hat er aber keine gültige Genehmigung für den Neubau mit barrierefreien Wohnungen.

„Diesen Forderungen komme ich nicht nach“

Denn dafür müsste de Witt einen Teil des Grundstücks seiner Nachbarn Nover-Heiting mit einer Baulast belegen. Heißt: De Witts eigenes Grundstück ist nicht groß genug, um gesetzlich vorgeschriebene Abstände zu umliegenden Gebäuden einzuhalten. Die Abstandsfläche will er also auf dem Grundstück seiner Nachbarn einplanen. Hier besteht Streit über Ersatzleistungen: Es geht um eine fünfstellige Summe und den Verzicht auf ein fünftes Stockwerk des Neubaus, gegen das Familie Nover-Heiting bereits erfolglos geklagt hatte. De Witt: „Diesen Forderungen komme ich nicht nach.“

Annette Nover-Heiting wirft ihrem Nachbarn vor, mit dem Abriss Fakten geschaffen zu haben und damit Druck aufzubauen. „Wenn ein Investor ein Nachbargrundstück überplanen will, sollte er vorab mit dem Nachbarn sprechen.“ Man sei gesprächsbereit gewesen, Vereinbarungen sollten auch schriftlich fixiert werden. Das sei aber nicht geschehen – jede Partei sieht die andere in der Schuld.

Den Neubau nicht verhindern

Norbert Heiting sagt, man wolle den Neubau nicht verhindern. „Wenn aber gebaut wird, dann innerhalb der Vorschriften.“

Das heißt für Werner de Witt, dass er kleiner bauen müsste, um das Nachbargrundstück nicht mit einer Baulast belegen zu müssen. Ein erster Bauantrag liegt der Stadt vor. Die Nover-Heitings kündigen an, das anwaltlich prüfen lassen zu wollen. Sorgen, eine nächste Klage stehe ins Haus, werden in Osterfeld laut. De Witt: „Wenn wir bis Sommer nicht weiter machen können, passiert hier nichts mehr.“