Oberhausen. . Sylvia Krasicki ist mehrfach qualifiziert, freundlich und aufgeschlossen. Trotzdem schafft es die Betriebswirtin nicht, einen Job zu finden.

„Tante Friseur und Miss Moneypenny“, so nennt Sylvia Krasicki sich selbst – und muss dabei herzlich lachen. Dabei ist der 45-jährigen Frohnatur dazu gerade überhaupt nicht zumute. Die Holtenerin spielt damit auf ihren reichen Berufe-Fundus an: Erst hat sie sich zur Friseurin ausbilden lassen, dann zur Bürokauffrau und dann noch ein Studium zur Betriebswirtin drangehängt. Doch es scheint alles nichts zu helfen: Mehr als 1000 Bewerbungen schrieb sie in den vergangenen zwei Jahren. Eine Stelle hat sie immer noch nicht.

Sylvia Krasicki versteht es nicht: „Ich kann normalerweise alles verkaufen“, sagt sie, „auch mich selbst.“ Doch irgendwie ist sie, die gerne losstürmt („Wo ich bin, ist vorne“) gerade total ausgebremst. Krasicki möchte arbeiten, weil es für sie zum Leben dazugehört. „Ich möchte nicht im Haushalt vergammeln“, sagt sie, Obwohl sie gerne reist, kocht, tanzt, malt, musiziert und im Schützenverein aktiv ist. Zu ihrem Glück fehlt ihr die Arbeit. „Weil es wahnsinnig Spaß macht“.

„Stillstand ist Rückschritt“

Vielleicht hat sie ja auch einfach das Glück verlassen, glaubt Krasicki. An ihren Qualifikationen und dem lückenlosen Lebenslauf könne es nicht liegen, dass sie niemand einstellt. Auf ihre ungewöhnliche Vita ist sie stolz. „Stillstand ist Rückschritt“, sagt sie. Zwei Ausbildungen und ein Studium waren für sie nur folgerichtig.

„Ich wollte immer beides.“ Sie meint das Frisieren, dem sie sich im ersten Teil ihres Berufslebens widmete, erst als Angestellte, dann mit eigenem Salon, und die Arbeit im Büro, die folgte. Als Sachbearbeiterin, Chefsekretärin, Vertriebsassistentin. Acht Jahre arbeitete sie selbstständig als Dozentin an der Berufsschule, gab Privatunterricht in Power Point, Word, Excel und Büroorganisation. Bekam währenddessen ein Kind, zog es groß mit Hilfe ihrer Familie. „Ich hab eine Woche nach dem Kaiserschnitt wieder gearbeitet.“ Auch das also kein Hindernis.

„Vollzeitjob auf ehrenamtlicher Basis“

Als ihre Tochter vier war und sie wieder angestellt sein wollte, mit regelmäßigen Arbeitszeiten, da ging das los, was Krasicki als „Vollzeitjob auf ehrenamtlicher Basis“ bezeichnet: der Bewerbungsmarathon. Nach 800 Schreiben gab es ein einziges Vorstellungsgespräch. Sie bekam den Job als Assistentin der Geschäftsleitung bei einem Großhändler für kosmetische Rohstoffe. Ihr Chef war begeistert, konnte sie aber nicht halten. Die Firma wurde verkauft und musste Personal abbauen.

„Sie sind überqualifiziert.“ Das hat Krasicki oft gehört. Sie glaubt auch, dass Männer, oftmals Entscheidungsträger, Angst vor klugen Frauen haben. Doch sie gibt nicht auf. Bis sie ihren Traumjob hat.

Kontakt: jobkrasicki@unitybox.de