Oberhausen. Die Verbraucherzentrale NRW bescheinigt dem Oberhausener Energieversorger EVO Transparenz bei der jüngsten Preiserhöhung. Sie kritisiert aber, das Unternehmen habe sinkende Börsenpreise nicht weitergegeben.
Die Verbraucherzentrale NRW hat an den Anschreiben, mit denen der örtliche Stromversorger EVO seine Kunden über die jüngste Rekord-Strompreiserhöhung zum 1. Januar 2013 informiert hat, nichts auszusetzen. Sie übt aber Kritik daran, dass das je zur Hälfte im Eigentum der Stadt und des RWE-Konzerns befindliche Unternehmen gestiegene Zusatzkosten komplett an die Kunden weitergegeben habe, gesunkene Beschaffungspreise an der Strombörse aber nicht. Vorausgegangen war eine umfangreiche Studie, bei der die Verbraucherzentrale die Tariferhöhungen von 113 Grundversorgern im Land unter die Lupe genommen hatte.
„Unsere Transparenz-anforderungen, was das Anschreiben der EVO angeht, sind erfüllt worden“, sagte der Energieexperte der Verbraucherzentrale, Peter Blenkers, auf Anfrage. Das Anschreiben der EVO sei „ziemlich unauffällig“. Die Verbraucherzentrale hatte auf einen Aufruf an Stromkunden in Nordrhein-Westfalen, ihr die Anschreiben der Versorger zu schicken, viel Post auch von EVO-Kunden erhalten.
Zusatzkosten komplett auf Kunden abgewälzt
Die Preiserhöhung der EVO um 10,54 Prozent in der Grundversorgung sei stichhaltig begründet, die Preiserhöhung als solche sei klar bezeichnet, der Tarifname sei kenntlich gemacht, und auf das Sonderkündigungsrecht sei aufmerksam gemacht worden, so Blenkers.
11,40 Euro mehr im Monat als noch Ende 2011
Die Tariferhöhung der Energieversorgung Oberhausen für Strom aus der Grundversorgung um 2,77 Cent auf 29,07 Cent je Kilowattstunde, die zum 1. Januar 2013 in Kraft getreten ist, bedeutet für einen Drei-Personen-Haushalt mit 3500 Kilowattstunden Jahresverbrauch Mehrkosten von 8,10 im Monat.
Bereits 2012 hatte die EVO die Preise zum 1. Januar um 0,9 Cent (monatl. Mehrkosten: 2,60 Euro) sowie zum 1. April um 0,24 Cent angehoben (monatl. Mehrkosten: 70 Cent).
Ein Durchschnittshaushalt zahlt damit seit Beginn dieses Jahres 11,40 Euro mehr im Monat als noch im Dezember 2011.
Die EVO verwies gestern darauf, dass das Unternehmen damit alle vier Transparenz-Kriterien erfüllt habe. „Dieses gute Ergebnis hat nur rund jedes fünfte Unternehmen erreicht.“ Die Studie bestätige, dass die EVO lediglich die gesetzlichen Abgaben an die Kunden weitergegeben habe. Erfreulich sei weiterhin, dass EVO-Kunden bei einem Stromverbrauch von 2700 Kilowattstunden rund 4 Euro weniger zahlten als im Durchschnitt der 113 untersuchten Unternehmen.
Bei ihrer Strompreisstudie hat die Verbraucherzentrale festgestellt, dass etwa jeder zweite Grundversorger Zusatzkosten durch die steigende Erneuerbare-Energien-Umlage sowie gestiegene Netzentgelte komplett auf die Kunden abwälzt. Auch die EVO habe diese Kosten „1:1“ weitergegeben, so Blenkers. Bereits im Jahr 2012 habe sich die EVO über gestiegene Preise „einen Schluck aus der Pulle gegönnt“, sagte der Verbraucherschützer. „Eigentlich hätte ein Puffer bestanden, dass man die Preise nicht in diesem Umfang hätte erhöhen müssen.“
Kunden nicht nur einseitig belasten
Kritik übt der Energieexperte zudem daran, dass auch der Oberhausener Versorger sinkende Bezugskosten an der Strombörse nicht an die Kunden weitergegeben habe. „Der Strompreis an der Börse ist 2012 um 0,7 Cent je Kilowattstunde gefallen – und zwar netto ohne Mehrwertsteuer“, so Blenkers. „Wir würden gerne sehen, dass dies auch die Haushalte erreicht. Das ist bei der EVO nicht erfolgt und bei anderen Versorgern auch nicht.“ Die Forderung der Verbraucherzentrale: Kunden dürften nicht nur einseitig mit den Kosten der Energiewende belastet werden, sondern müssten auch von Erleichterung profitieren.
Die EVO bezieht etwa zwei Drittel ihres Stroms über die Börse. Sprecherin Birgit Konopatzki sagte dazu, ihr Unternehmen kaufe Strom an der Börse langfristig in kleineren Mengen über einen Zeitraum von zwei bis drei Jahren ein, um Preissprünge nach unten wie nach oben zu vermeiden.