Oberhausen. Die Energieversorgung Oberhausen plant die Strompreise zum 1. Januar 2013 um 10,5 Prozent anzuheben. Bereits jetzt können viele Kunden ihre Rechnungen nicht mehr zahlen. Das Unternehmen versucht derzeit noch Sperrungen zu vermeiden, es werden nach Möglichkeit Ratenzahlungen vereinbart.

Angesichts dramatisch steigender Energiepreise haben immer mehr Menschen Schwierigkeiten, ihre Stromrechnungen zu bezahlen. Das neue Wort von der „Stromarmut“ geht um.

Mit der Preiserhöhung durch den örtlichen Energieversorger EVO, der die Tarife für Strom aus der Grundversorgung zum 1. Januar 2013 um gleich 10,54 Prozent nach oben schrauben wird, droht sich das Problem auch in Oberhausen weiter zu verschärfen. So steigt der Anteil der Arbeitslosen, bei denen die EVO über eine Abtretungserklärung die Stromrechnung direkt vom Jobcenter kassiert.

Mehrkosten von fast 100 Euro

Durch die EVO-Strompreiserhöhung um 2,77 Cent auf 29,07 Cent je Kilowattstunde erhöht sich die Mehrbelastung für einen durchschnittlichen Drei-Personen-Haushalt mit einem jährlichen Verbrauch von 3500 Kilowattstunden, wie berichtet, um 8,10 Euro im Monat. Aufs Jahr gerechnet sind das fast 100 Euro mehr. Der Musterhaushalt müsste damit im kommenden Jahr 1017 Euro allein für Strom berappen.

Von wachsenden Problemen rund um Energieschulden haben bei einer jüngsten Befragung durch die Verbraucherzentrale NRW fast drei Viertel der im Land ansässigen Energieunternehmen berichtet. Zählersperrungen seien bei der EVO aber ausgesprochen selten, sagt Vertriebsmanager Arnd Mucke. Das Unternehmen versucht nach eigener Darstellung zu vermeiden, dass jemand im Dunkeln sitzt. In 2800 Fällen habe man aktuell Ratenzahlungen mit säumigen Kunden vereinbart. Motto: Abstottern geht vor abschalten.

Künftig mehr Haushalte, die Strom nicht zahlen können

Eine weitere Lösung ist, Kunden, die in der Vergangenheit bei der Zahlung ihrer Rechnung nicht hinterherkamen, einen sogenannten Vorkassezähler zu installieren. Diese „Prepaid“-Variante, bei der eine Karte aufgeladen werden muss, damit der Strom fließt, wird derzeit von der EVO in 560 Fällen angewandt. Früheren Zahlen der EVO zufolge waren im vergangenen Jahr 434 Vorkassezähler im Einsatz. Derzeit begleicht das Jobcenter Oberhausen über Abtretungserklärungen in 516 Fällen direkt die Rechnungen für Haushalte von Hartz-IV-Empfängern.

EVO-Chef Hartmut Gieske befürchtet, dass die Zahl der Haushalte, die den Strom nicht bezahlen können, künftig steigen wird. Er sieht diese Entwicklung mit Sorge: „Energie darf nicht zum Luxusgut werden. Leider gehen wir ein Stück weit in diese Richtung“, sagt er mit Blick auf die politischen Rahmenbedingungen.

Skepsis bei Sozialtarifen

Der Einführung von Sozialtarifen für Bedürftige steht Gieske aber skeptisch gegenüber. Die Frage, Sozialtarife anzubieten, „stellen wir uns permanent. Bisher haben wir entschieden, das nicht zu machen.“ Denn: „Wer zahlt die Differenz?“ Sozialtarife müssten indirekt alle Kunden mitfinanzieren. Eine Antwort muss aus Gieskes und Muckes Sicht die Politik geben. „Ich glaube, dass es nicht die Aufgabe der Stadtwerke oder der Energiebranche ist, politische Entscheidungen aufzufangen“, sagt Gieske.

Das Phänomen der Stromarmut könnte noch weiter zunehmen. Denn auf sinkende Strompreise dürfen Verbraucher nicht hoffen. „Wir befürchten, dass Steuern und Abgaben prozentual weiter zunehmen werden. Langfristig wird Energie ein knappes Gut“, so Gieske. Die Folge: Noch weiter steigende Preise.