Oberhausen. Vergleichsportale melden stark gesteigerte Wechselbereitschaft. Das Energieunternehmen spricht von Verlust „unter einem Prozent“.

Die Energieversorgung Oberhausen (EVO) hat nach der größten Preissteigerung in der Geschichte des Unternehmens zum Jahreswechsel viele Stromkunden verloren. Genaue Zahlen will das Unternehmen auf Anfrage nicht nennen. Beim Internet-Vergleichsportal Toptarif.de, über das die Kunden den Wechsel des Stromanbieters beantragen können, hat sich die Zahl der Wechselanträge von Haushalten in Oberhausen im November im Vergleich zum Oktober verdreifacht.

Nach der Ankündigung der Preiserhöhung um 10,54 Prozent zum 1. Januar 2013 steigerte sich die Wechselbereitschaft noch einmal deutlich: „Die Zahl der Wechselanträge über Topttarif.de erhöhte sich in der zweiten November-Hälfte im Vergleich zur ersten November-Hälfte um den Faktor 5“, sagt Toptarif.de-Sprecher Daniel Dodt.

Drei-Personen-Haushaltzahlt 100 Euro mehr im Jahr

115 000 Oberhausener bezogen noch im Oktober den Strom von der EVO. Der Energieanbieter selbst beziffert die Zahl der Kunden, die ihm den Rücken gekehrt haben, auf unter ein Prozent. „Es sind aber deutlich mehr, als wir normalerweise an Fluktuation haben“, so Sprecherin Birgit Konopatzki.

EVO-Chef Hartmut Gieske hatte die Preissteigerung für Strom aus der Grundversorgung um 2,77 auf 29,07 Cent pro Kilowattstunde am 13. November verkündet. Ein Drei-Personen-Haushalt mit einem jährlichen Verbrauch von 3500 Kilowattstunden zahlt dadurch knapp 100 Euro mehr für Strom und damit 2013 insgesamt 1017 Euro.

Hohe Wechselbereitschaft

Nach dieser Ankündigung beantragten im November fünfmal so viele EVO-Kunden bei Toptarif.de einen Wechsel wie in der Monatshälfte vor der Ankündigung. Gieske nannte als Begründung für die drastische Preissteigerung die von der Bundesnetzagentur festgelegten Entgelte für die Netznutzung sowie vor allem die Erhöhung der Umlage aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG).

Die hohe Bereitschaft zum Wechsel hat auch die Verbraucherzentrale in Oberhausen zu spüren bekommen. Die Preiserhöhung hatte dort eine Welle von Nachfragen ausgelöst.

Abdeckung von 90 Prozent

Mit einer Abdeckung von 90 Prozent der Haushalte ist die EVO der Platzhirsch auf dem lokalen Strommarkt. In den vergangenen fünf Jahren hatte der Versorger, der zur Hälfte der Stadt und zur Hälfte dem RWE-Konzern gehört, jedoch nach eigenen Angaben bereits 15 000 Stromkunden verloren.

Dabei liegt die EVO mit ihrem Grundversorgungspreis auch nach der Erhöhung im Mittelfeld der Stromanbieter in NRW. Nach Zahlen von Toptarif.de zahlt ein Kunde mit einem Verbrauch von 4000 Kilowattstunden jährlich 1152 Euro bei der EVO. Ein Kunde der Stadtwerke Rhede zahlt dafür ab 1. Februar 1243 Euro, ein Kunde der Warendorfer Energieversorgung hingegen nur 1073 Euro.

Weitere Versorger kündigen Erhöhungen an

Einzelne Versorger in Deutschland hoben die Preise um bis zu 20 Prozent an. „Mit den flächendeckenden Erhöhungen im Januar und Februar von durchschnittlich zwölf Prozent geht der mit Abstand stärkste Preisanstieg seit der Liberalisierung des Strommarktes einher“, erklärt Daniel Dodt von Toptarif.de zum Hintergrund. „Zudem ist zu erwarten, dass fast alle Anbieter, die bislang noch keine Änderungen angekündigt haben, im Laufe des Frühjahres mit ähnlichen Preisschritten folgen werden.“