Oberhausen. Die Aufstellung des umstrittenen Gedenksteins wird hektisch durchgepeitscht. Jusos, Superintendent und Linke kritisieren Gedenken an soldatische Ideale
Die Diskussionen um die von der Bezirksvertretung Alt-Oberhausen genehmigte Aufstellung eines Gedenksteins für gefallene Soldaten auf dem Westfriedhof halten an. „Dass eine solche Entscheidung im Eiltempo durchgewinkt wird und erst einige Tage vor der Bezirksvertretungssitzung auf die Tagesordnung gehievt wird, ist ein Unding“, kritisiert Juso-Vorsitzender Maximilian Janetzki.
Groschek will die Ehrung
Der Oberhausener SPD-Chef Michael Groschek, der auch Vizepräsident des Reservistenverbandes ist, hatte bereits seine Unterstützung zugesagt. Auch Oberbürgermeister Klaus Wehling (SPD) wurde im Vorfeld informiert.
Dem Antrag wurde trotz Bedenken mit nur einer Gegenstimme der Linken Liste stattgegeben. Die Jusos fordern nun einen kritischeren Umgang mit diesem Thema. Auch müsse es eine Auseinandersetzung darüber geben, ob Zeitdruck das passende Mittel sei, um ehrenamtliche Entscheidungsträger zur Zustimmung zu bewegen, heißt es in einem Schreiben an die Redaktion.
Skepsis des Superintendenten Joachim Deterding
Die Inschrift auf dem von den Reservisten gespendeten Stein soll lauten: „Den Bürgerinnen und Bürgern der Bundesrepublik Deutschland, die im Einsatz Leben oder Gesundheit verloren“.
Neben den Linken und den Jusos äußert sich ebenfalls Superintendent Joachim Deterding kritisch über die geplante Errichtung des Gedenksteins: „Mir hat schon an der Einladung nicht gefallen, dass dort aufgelistet war, wer an Stadtprominenz alles daran teilnehmen soll.“ Es sollte wohl das Gefühl vermittelt werden, als gäbe es dort schon eine Akzeptanz, vermutet Deterding, der an dem Ereignis aus mehreren Gründen nicht teilnehmen wird.
„Der Reservistenverband ist ein Interessenverband"
Zweifel hat er auch daran, ob es trotz der allgemein gehaltenen Inschrift hier nicht doch ausschließlich um die Ehrung von Soldaten geht: „Der Reservistenverband ist ein Interessenverband. Ich habe zwar nichts gegen Kameradschaft und Pflichterfüllung, aber gegen ein Gedenken an soldatische Ideale, die für eine Konfliktlösung mit der Waffe stehen.“
Kriege seien keine Lösung für Konflikte oder verteidigten die Demokratie, meint der Superintendent: „Ich glaube, dass es dabei in erster Linie um Rohstoffe geht.“ Damit stehe er den Ansichten der Linken Liste durchaus nahe – „ich bin da aber ideologiefrei.“
Ein Gedenkstein für alle Opfer des Krieges vertretbar
Ein Gedenkstein für alle Opfer des Krieges – unabhängig auf welcher Seite sie gestanden haben – wäre deshalb in den Augen Deterdings, der sich selbst als Kind der Friedensbewegung bezeichnet, ein Zeichen, das er vertreten könne.
Weniger kritisch betrachtet Stadtdechant Peter Fabritz den Gedenkstein; er wird an der Einweihung am 23. März teilnehmen. „Mir ist wichtig, dass damit aller Menschen gedacht wird, die für Demokratie und Freiheit vielleicht sogar ihr Leben eingesetzt haben“, betont er. Da es auch bundesweit Gedenkgottesdienste gebe, um der Gefallenen von Kriegen zu gedenken, „kann doch ein solcher Gedenkstein nicht falsch sein.“
Was meinen Sie, liebe Leserinnen und Leser? Sind die Einwände der Kritiker gegen diese Form des Gedenkens nachvollziehbar? Haben Sie einen anderen Vorschlag? Schreiben Sie uns Ihre Meinung per E-Mail an redaktion.oberhausen@waz.de, Betreffzeile „Gedenkstein“, oder an WAZ-Redaktion Oberhausen, Goebenstraße 57, 46045 Oberhausen, Stichwort „Gedenkstein“.