Die Reservistenkameradschaft Oberhausen darf am 23. März ihren umstrittenen Gedenkstein „für die in den Auslandseinsätzen gefallenen Soldaten der Bundeswehr“ auf dem Westfriedhof aufstellen. Mit einer Gegenstimme und zwei Enthaltungen stimmte die Bezirksvertretung Alt-Oberhausen am Mittwoch der Aufstellung zu.

Die Inschrift des Steins formuliert das Anliegen allgemein „Den Bürgerinnen und Bürgern der Bundesrepublik Deutschland, die im Einsatz Leben oder Gesundheit verloren“. Damit sollen laut des Verbandes auch Angehörige anderer staatlicher Organisationen wie Polizei und Technisches Hilfswerk eingeschlossen sein, die in Kriegsgebieten ihren Dienst ausüben.

Doch nicht nur an der Botschaft selbst gibt es Kritik, auch an ihrer Ernsthaftigkeit. Denn im Antrag der Reservistenkameradschaft an die BV ist von einem Gedenkstein für die gefallenen Soldaten der Bundeswehr die Rede. Die Formulierung auf dem Stein sei nur eine Fassade für die eigentliche Intention der Reservisten, so die Deutung von Kritikern wie der Linken Liste.

„Soldaten setzen wirtschaftliche Interessen in Krisengebieten durch. Wir sollen mit dem Stein Kriege mit deutscher Beteiligung als Normalität anerkennen“, sprach sich Hartmut Imlau (Linke Liste) dagegen aus. Widerspruch hörte man in der BV ansonsten aber keinen. SPD-Frau Christiane Gerster-Schmidt merkte zwar kritisch die kurzfristige Einreichung des Antrags an – „wir fühlen uns unter Druck gesetzt“. Auf eine Ablehnung, die eine Watsche für den Oberhausener SPD-Landesminister und Vizepräsidenten des Reservistenverbandes Michael Groschek bedeutet hätte, ließen es die Genossen nicht ankommen.

War die kurzfristige Einreichung ein Kalkül, um die öffentliche Diskussion zu vermeiden? Laut Verordnung hätte die Bezirksvertretung nicht um Erlaubnis gefragt werden müssen, sagte Dezernent Frank Motschull am Mittwoch. Sie entscheide paragraphengemäß nur über die Pflege von Denkmälern.

Der Stadtverordnete Dirk Paasch sprach sich ebenfalls gegen den Stein aus und gab mit Tucholsky zu bedenken: „Die Zahl der deutschen Kriegsdenkmäler zur Zahl der Heine-Denkmäler verhält sich hierzulande wie die Macht zum Geist.“