Oberhausen.

Steuert Oberhausen auf ein Fiasko bei der Betreuung der Unter-Dreijährigen zu? Die Stadt selbst hatte sich für 2013 das Ziel gesteckt, für 30 Prozent der Kinder unter drei Jahren Betreuungsplätze zur Verfügung zu stellen. Im letzten Jahr fehlten aber noch 190 Plätze in Kindertageseinrichtungen und bei Tagesmüttern.

Doch auch wenn Klaus Gohlke, Leiter des Kinderpädagogischen Dienstes, versichert: „Wir haben kräftig ausgebaut – ich gehe davon aus, dass wir im Laufe des kommenden Kindergartenjahres diese 30 Prozent erreichen.“ Die Sorge bleibt bei vielen Eltern groß. Britta Görbing hat ihren Niklas (9 Monate) schon jetzt in sieben Kindertageseinrichtungen angemeldet. „Den Tipp haben mir die Mitarbeiter der Einrichtungen selbst gegeben“, erzählt die 40-Jährige. Britta Görbing ist Finanzbeamtin in Mülheim. Spätestens wenn Niklas zwei Jahre alt ist, will sie in ihren Beruf zurückkehren. Ihr Arbeitgeber bietet sechs Heimarbeitsplätze für Teilzeitkräfte an. „Damit könnte ich Kind und Beruf optimal verbinden.“

Auch Martina Rech (43) setzt auf die Mehrfach-Anmeldung, um einen der begehrten U3-Plätze zu ergattern. In vier KTE steht ihr Timo (7 Monate) bereits auf der Warteliste. In den kommenden Tagen kommt die fünfte wohl noch dazu. Sie ist Buchhalterin und will künftig in Teilzeit arbeiten. „Eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung meines Sohnes in einer Kindertageseinrichtung kommt nicht in Frage – ich möchte Zeit für ihn haben.“

Gute Karten rechnet sich Sabine Bettermann für ihre Tochter Inga (8 Monate) aus. „Wir haben bereits ein Kind im Kindergarten und setzen darauf, dass Inga damit ebenfalls in unsere Wunscheinrichtung kommt“, so die 33-Jährige.

Das Kind geht vor

Auch Bankkauffrau Sivani Sandrasegaram will zurück in ihren Beruf. Zwei Jahre alt sollte Töchterchen Ilenya (jetzt 7 Monate) dann aber sein. Die 30-Jährige geht entspannt an die Betreuungssuche. „Wir haben sie nur in zwei KTE angemeldet.“ Denn im schlimmsten Fall könne immer noch die Oma einspringen.

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Tanja Dreesen (34) hat erst lange gerechnet, bevor sie sich bewusst entschied: „Ich bleibe drei Jahre zu Hause.“ Diese erste Zeit, sagt die Schuhverkäuferin, sei doch die prägendste. Nach den drei Jahren aber soll auch Sofie (heute 8 Monate) in die Kindertagesstätte. Den Platz glaubt Tanja Dreesen sicher. „Denn wir haben sie schon jetzt angemeldet.“

Auch Nicole Hidding (35) möchte die ersten drei Jahre nur für ihren Sohn Tom (8 Monate) da sein. „Ich will diese Zeit mit ihm genießen – mein Kind ist mir wichtiger als das zusätzliche Geld.“ Für Jennifer Keller steht ebenfalls fest: Ihre Pia (10 Monate) kommt erst mit drei Jahren in den Kindergarten. Die 31-Jährige will zwar nach zwei Jahren zurück in ihren Job als Pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte. „In meinem Beruf verändert sich schnell etwas, da will ich nicht außen vor sein.“ Sie verlässt sich dabei aber nicht auf die U3-Betreuungsangebote der Stadt. Sie setzt auf die Großeltern.

Gloria Kaminski vom Stadtelternbeirat hält Engpässe im nächsten Kindergartenjahr zwar für möglich: „Aber es gibt ja auch noch die Tagespflege.“ Die Zusammenarbeit mit dem Kinderpädagogischen Dienst funktioniere. „Die haben noch für jede Mutter in Not eine Lösung gefunden.“