Oberhausen.. Die Belastung von Kita-Erzieherinnen wächst: Die Kitas sollen immer mehr Kleinkinder aufnehmen, während die Zahl der Erzieherinnen kaum aufgestockt wird. Nun befürchten Kita-Mitarbeiterinnen aus Oberhausen, dass die Qualität der Betreuung nicht aufrecht erhalten bleiben kann.
Sie habe schon bis 20 Uhr mit einem Jungen in der Kindertagesstätte gewartet, bis seine Eltern ihn endlich abgeholt hätten. Schichtende wäre eigentlich um 17 Uhr gewesen. „Das ist ja noch gar nichts“, erzählt eine andere Erzieherin, „ich habe schon einen Einjährigen mit nach Hause genommen und bei mir schlafen lassen, weil weder Mutter noch Vater gekommen sind“. Die waren nämlich beide auf Dienstreise und dachten vom jeweils anderen, dass er oder sie das Kind abholen würde.
Wenn Erzieherinnen von ihrem Alltag in den Einrichtungen erzählen, dann tun sich manchmal Abgründe auf. Oder einfach Ernüchterung: Mit Blick auf den Kita-Ausbau und den Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz auch für unter Dreijährige tauschten sich die Arbeitskräfte im DGB-Haus über die aktuelle Situation aus. Und darüber, wie dem zu begegnen ist. Denn die Blickwinkel, mit denen auf den U 3-Ausbau geschaut wird, sind durchaus verschieden.
Genügend Plätze muss es geben
„Eltern kommt es vor allem darauf an, dass es genügend Plätze gibt“, sagte Verdi-Kita-Expertin Sabine Uhlenkott in der Diskussion, „uns ist wichtig, unter welchen Bedingungen die Plätze angeboten werden und wie sich das auf die Qualität der frühkindlichen Bildung auswirkt.“
Bei dem Infoabend wurde deutlich: Schon jetzt sind die Erzieherinnen oft am Limit, werden Arbeiten wie zum Beispiel die Dokumentationen mit nach Hause genommen, weil sie während der regulären Arbeitszeit nicht zu schaffen sind.
Zu wenig Mitarbeiter
Oder Erzieherinnen halten den Betrieb einer Einrichtung aufrecht, obwohl wegen Krankheit zu wenig Mitarbeiter da sind. „Ihr dürft nicht nach dem Motto arbeiten ‘wir machen das schon irgendwie für die Kinder und die Eltern’“, sagte Sabine Uhlenkott, „dann merkt keiner, dass es ein Problem gibt“.
Ihr Rat: Unterschriften gegen Überbelegungen sammeln, Kitas schließen, wenn die Mindestbesetzung nicht gewährleistet ist, Arbeitszeiten einhalten. Damit Verwaltung und Politik sich nicht aus der Verantwortung rausstehlen könnten.
Was die Erzieherinnen außerdem befürchten: eine schleichende Erhöhung der Gruppenstärke, eine Absenkung der Standards und einen Mangel an Fachkräften - der auch daraus resultiere, „dass die Kolleginnen häufig nur noch befristete Verträge bekommen“. Solche unsicheren Arbeitsverhältnisse, verbunden mit schlechter Bezahlung nach einer vierjährigen Ausbildung, seien nicht gerade ein Lockangebot. Eine Erzieherin formuliert es bitter: „Viele glauben doch noch immer: Ein bisschen mit Kindern spielen, das kann jeder.“