Oberhausen.

Das Aus für das dreieinhalb Millionen Euro teure Wohnhaus im Kern von Osterfeld wird weitreichende Konsequenzen für den Stadtteil haben. Vom gescheiterten Projekt geht ein schlechtes Signal an Investoren aus. Auf Jahre drohen weitere Bauvorhaben stillzustehen.

In der Osterfelder City hält man seit Freitag den Atem an, als Bauherrin Gabriele De Witt das Ende bekannt gibt. Für den Stadtteil, dessen Bürger seit Jahren den Stillstand miterleben können, ist dies eine Katastrophe. Hohe Erwartungen waren mit dem barrierefreien Passivhaus verknüpft: Mieter mit Kaufkraft sollte es in den Kern locken, und damit Anreize für weitere Investoren schaffen. Die Hoffnungen scheinen vorerst begraben – unter der Rasenfläche, die nun am Marktplatz entstehen soll.

Kritik am Bauamt

Der Streit um die Abstandsfläche zum Nachbargrundstück der Familie Nover-Heiting war für Bauingenieur Werner De Witt nur ein Mosaikstein in der Entscheidung gegen das Vorhaben.

Denn auch beim Bauamt sieht er eine wenig investorenfreundliche Haltung. Während Baudezernent Peter Klunk hilfreich zwischen den Parteien vermittelt habe, lobt De Witt, habe man sich im Amt zu akribisch an Maximalvorgaben gehalten, sei aus Angst vor einer möglichen Klage zu vorsichtig gewesen.

So legte man die Innenstadt etwa nicht als Kerngebiet aus, daher hätten sich größere Abstandsflächen ergeben als es nach dem Bestandsschutz bislang üblich war. Nach Meinung De Witts und eines öffentlich bestellten Vermessers sei die Ansicht jedoch „vollkommen falsch“. Fehler des Bauamtes sieht SPD-Landtagsabgeordneter Wolfgang Grosse Brömer indes nicht: Man habe sich korrekt verhalten.

Gespräche mit allen Beteiligten

„Wenn es so bleibt, wird in Osterfeld niemand investieren“, prognostiziert De Witt. Denn auch für Gebäude wie das Erwig-Haus werden bei einem Neubau die Abstandsflächen eine Hürde sein. Und sollte das Gebäude von Nover-Heiting künftig renoviert werden, verlöre auch dieses den Bestandsschutz. Dann ginge der Verhandlungskrieg in die nächste Runde.

Schon jetzt sei es schwierig, Investoren zu gewinnen, meint De Witt, denn viele Geldgeber schätzten das Risiko zu hoch und die Rendite zu gering ein. Auch die De Witts hatten sich für weitere Grundstücke im Stadtteilkern interessiert, nach dem Scheitern sind diese Pläne ebenfalls vom Tisch.

Ist der Stillstand endgültig? Dezernent Klunk kündigt noch für diese Woche Gespräche mit allen Beteiligten an. „Ich habe Hoffnung, dass wir eine vernünftige Lösung finden werden.“

Anatomie des Scheiterns

Die Anatomie des Scheiterns des ambitionierten Projekts ist komplex: Es geht vordergründig um die Abstandsfläche zum dahinter liegenden Nachbargrundstück der Familie Nover-Heiting.

Konkreter Streitpunkt ist aber nur eine Fläche von 1,43 Breite mal 6,5 Meter Tiefe, des über 16 Meter breiten Gebäudes, die als Baulast auf diesem Grundstück eingetragen werden müsste.

Ohne die Zustimmung der Nachbarn, das war jedoch klar, würde auch das Bauamt keine Genehmigung erteilen. Zu groß schätzte die Stadt das Risiko einer nachträglichen Klage ein. Immer wieder seien zudem neue Bedingungen der Nachbarn für eine Zustimmung auf den Tisch gekommen, zuletzt sollen sie einen hohen fünfstelligen Betrag und den Verzicht auf ein Stockwerk gefordert haben. „Das ist wirtschaftlich nicht mehr darstellbar“, sagt De Witt, räumt aber auch ein, dass der Ton der Verhandlungen allmählich schärfer wurde: „Ich bin kein geduldiger Mensch.“