Oberhausen. Die weiterführenden Schulen in der Gasometerstadt verzeichnen immer häufiger Täuschungsversuche mit dem Smartphone. Dabei profitieren die Schüler von einem Wissensvorteil gegenüber den Lehrern.

Die Schummelei mit Hilfe von Smartphones stellt an vielen weiterführenden Schulen in Oberhausen ein zunehmendes Problem dar.

Anders als der deutsche Philologenverband kürzlich verlauten ließ, werden die Handys mit Internetzugang dabei jedoch nicht vorwiegend im regulären Unterricht, sondern vielmehr während Klausuren zum Täuschen eingesetzt. „Die Häufung der Fälle ist mitunter dramatisch,“ sagt etwa Michael von Tettau, Leiter des Bertha-von-Suttner-Gymnasiums, dazu.

Blinde Flecken bei Lehrern

„Wir sind noch recht unerfahren in diesem Bereich. Es gibt sicher Schummel-Methoden, von denen wir noch keine Ahnung haben“, sieht von Tettau einen klaren Wissensvorteil auf Seiten der Schüler. Vereinzelte Hinweise aus Reihen der Schülerschaft hätten diese Einschätzung untermauert. „Gespickt wurde immer schon. Aber die Technik heute macht es den Schülern einfacher“, schätzt Lukas Kösling, stellvertretender Vorsitzender des Jugendparlaments, die Situation ähnlich ein.

Jeder Zweite Jugendliche hat ein Smartphone

Nach einer aktuellen Studie des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest besitzen mit rund 96 Prozent fast alle Jugendlichen mittlerweile ein eigenes Handy.

Auch Smartphones sind weit verbreitet: Jeder Zweite im Alter zwischen 14 und 17 Jahren hat bereits eins. 64 Prozent der 18- bis 19-Jährigen sind Smartphone-Besitzer.

Zwar ist es an nahezu allen Schulen in der Stadt Usus, die Mobiltelefone während Oberstufen-Klausuren vorne am Lehrerpult einsammeln zu lassen. Aber: „Der Trend geht ja mittlerweile zum Zweit- oder Dritt-Handy“, beschreibt Sabine Schmidt-Rosner, kommissarische Leiterin des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums, die Grenzen dieser Präventionsmaßnahme. „Und Leibesvisitationen auf den Schultoiletten wird es natürlich nicht geben.“

Hoffnung auf Abschreckung

Auch eine rein technische Lösung scheidet bislang aus. „Es gibt zwar Störsender, die Smartphones außer Gefecht setzen, aber sie würden auch in der Nachbarschaft der Schule wirken“, erklärt Rolf Winkler, Leiter des Heinrich-Heine-Gymnasiums.

Er hofft vielmehr, dass die jüngsten Fälle an seiner Schule einen gewissen Abschreckungseffekt entfalten: Denn die nachgewiesenen Täuschungsversuche wurden konsequent mit einer glatten 6 „honoriert“. „Und wenn so etwas im Abitur passiert, fällt der Betroffene durch und darf das ganze Jahr wiederholen.“

Smartphones können auch sinnvoll eingesetzt werden

Was den Lehrern in die Karten spielt: Häufig sind die Täuschungsversuche nicht in Gänze durchdacht. Winkler: „Da findet man im Mittelteil einer Deutschklausur plötzlich einen schnurgeraden wissenschaftlichen Text in geschliffener Sprache, der viel zu lang ist, um ihn auswendig zu lernen. So etwas fällt natürlich auf.“ Ferner würden Lehrer zunehmend Softwares zur Hilfe nehmen, um die irgendwo im Internet abgekupferten Lösungen zu enttarnen. „Manchmal unterschätzen die Schüler eben auch uns Lehrer “, so von Tettau.

Dass Smartphones an der Schule aber auch sinnvoll eingesetzt werden können, betont Hermann Dietsch, Leiter der Gesamtschule Weierheide. Er erlaubt Schülern im Unterricht punktuell eine ergänzende Internet-Recherche. „Ich bin mir sicher, dass die Smartphones ein wertvolles Lerninstrument werden“, so Dietsch. „Wenn die Schüler allerdings aus Bequemlichkeit die Tafel abfotografieren wollen, bekomme ich Schüttelfrost.“