Oberhausen. .
Um orientierungslosen älteren oder dementen Menschen den Alltag zu erleichtern, hat ein Oberhausener Rehatechniker eine deutschlandweit einmalige Erfindung gemacht: Eine einfache Armbanduhr ist gleichzeitig Mobiltelefon, Ortungssystem, Freisprechanlage und automatisches Benachrichtigungssystem.
Zweieinhalb Jahre hat Christian Nühlen vom Sterkrader Sanitätshaus Straube diese Uhr gemeinsam mit einem Profi-Hersteller entwickelt und lässt sie bei ihm produzieren. Die Idee zu dieser intelligenten Uhr mit Mehrfachfunktion kam Nühlen, weil ein Oberhausener Altenpflegeheim bei ihm nach einem solchen Sicherheitssystem anfragte, mit dem man Bewohner besser orten kann.
„Das Heim hatte einen stark dementen Kunden, den es nur unter bestimmten Sicherheitsvorkehrungen aufnehmen durfte.“ Wie oft bei Demenz-Patienten zu beobachten, neigte der Bewohner dazu, aus dem Heim zu flüchten.
Notrufe mit SOS-Taste
Notrufe mit einer einfachen SOS-Taste aufgeben, den Nutzer der Uhr automatisch orten, telefonieren, Musik abspielen – all das kann die für 250 Euro in Sterkrade angebotene „Smart GPS Watch“. Mit ihr kann man Gespräche führen, ohne dass der Uhr-Träger auf irgendeinen Knopf drücken muss. „Wenn die Tochter eine SMS-Kurzmitteilung mit dem Stichwort ,CALL’ an die Rufnummer der Uhr der Mutter schickt, baut diese Uhr selbstständig ein Gespräch auf – und man kann sich sofort mit ihr unterhalten“, sagt Erfinder Nühlen. Vor allem dementiell Erkrankte würden von dieser Anwendung profitieren.
Muss man den Altenheimbewohner orten, weil er sich verlaufen hat, so erhält die zuständige Kontaktperson nach einer SMS mit einem Code-Wort den kompletten Straßennamen und die Koordinaten aufs Handy zugesandt.
Einverständnis des Betroffenen
Auf den Markt gibt es ein solch komplexes Modell bisher nicht zu kaufen, gibt der Entwickler an. Allerdings seien Handy-Uhren mit GPS-Ortungsfunktion bereits von anderen Herstellern erhältlich.
Tatsächlich bestätigt der Bundesverband der Deutschen Alzheimer-Gesellschaft: „Solch ein Modell ist uns nicht bekannt“, sagt Verbands-Sprecher Heinz-Jürger Freter. Er sieht die Uhr des Oberhausener Geschäftsmannes aber auch kritisch. „Beim Einsatz dieser Geräte sollte man bedenken, dass dies eine Form der Überwachung und Kontrolle ist. Der Betroffene sollte sein Einverständnis mit einer solchen Überwachungs-Uhr erklären.“