Oberhausen. .
Wieder Sprachrohr sein. Aber nicht jeden Lautsprecher als Indikator für ein Problem verstehen. Michael Groschek lehnt sich mehrere Male über das hölzerne Rednerpult. Spricht ohne Mikrofon. Aber deutlich. „Nicht die Lautstärke ist entscheidend!“
Für den Landesbauminister und Chef der hiesigen Genossen ist der Termin bei der Unterbezirkskonferenz der Jusos ein Heimspiel: Die Situation von Partei und Stadt soll diskutiert werden – als Groschek bei den Veränderungen in den Innenstädten angekommen ist, wummern im Atelier des Druckluft dröhnende Bässe von außerhalb in den Tagungsraum. Ein Thema, „bei dem Musik drin ist“. Nicht das einzige an diesem Tag.
Internet verändert Straßenverkehr
Die Probleme in den Stadtteilen zu lösen, müsste nun ein wichtiger Ansatzpunkt sein. Mit Strukturwandel kenne sich die Region aus, der Strukturwandel im Einzelhandel, so der Minister, sei dagegen relativ neu. Es sei ein Wandel ohne Träumerei. „Wir brauchen jetzt kein Wolkenkuckucksheim.“ Groschek spricht nicht über große Filialisten, sondern über die vielen kleinen Händler. Existenzgründern solle Mut gemacht werden.
Der Minister erneuert die Idee für altengerechtes Wohnen in den Innenstädten und erteilt einer Öffnung der Einkaufsstraßen für Autos eine Absage. „Ein-Euro-Shops mit Drive-In ist nicht die Zukunft der Marktstraße.“
Groschek kritisiert verpasste Chancen auf der Schiene, etwa durch einen fehlenden Güterbereich neben ICE-Trassen, um die Nord-Süd-Verbindung zu optimieren. Onlineshops erhöhten die Lieferungen. „Das Internet transportiert aber keine Pakete, das machen Fahrzeuge und Züge.“ Pkw-Maut hält der Minister für falsch, unterstützt stärkeren Schienenverkehr und eine Lkw-Maut „nach dem Verursacherprinzip“.
Wir wollen Junge möglichst früh in Verantwortung bringen
Und an der Basis? Die Jusos fordern eine greifende Kommunalakademie innerhalb der Partei, jenes Programm, das den Parteinachwuchs stärker unterstützen soll – auch bei dem Weg nach oben. Groschek nickt bejahend. „Wir wollen Junge möglichst früh in Verantwortung bringen.“ Das Alter sei kein Argument und Erfahrung durch Sitzen schon gar nicht.
Man müsse sich jedoch selbst einbringen: „Auch in der Politik wird nichts auf dem Silbertablett serviert.“ Themen gibt es freilich reichlich. Einige Jusos vermissen bei der Diskussion für eine Verlängerung der Straßenbahnlinie 105 zwischen Essen und Oberhauen das Argument Bildung. So ermögliche die Linie eine bessere Anbindung für Studenten zur Uni Essen.