Oberhausen. Das Elsa-Brändström-Gymnasium schaffte die Hausaufgaben ab. Noch gibt es Ängste und Skepsis, aber die Schule arbeitet am Konzept.

Seien wir mal ehrlich: Welcher Schüler hat nicht schon in der Fünf-Minuten-Pause auf der Schultreppe oder im Bus die Hausaufgaben schnell abgeschrieben. Was nun wirklich nicht im Sinne des Erfinders ist. Nach dem Willen des NRW-Schulministeriums sollen Hausaufgaben nämlich „dazu dienen, das im Unterricht Erarbeitete einzuprägen, einzuüben und anzuwenden“, heißt es beispielsweise im Erlass zum Thema aus 2012.

Für Ganztagsschulen besondere Vorschriften

Für gebundene Ganztagsschulen gelten besondere Vorschriften. So dürfen an Tagen mit Nachmittagsunterricht keine Hausaufgaben für den Unterricht des folgenden Tages aufgegeben werden. Das Oberhausener Elsa-Brändström-Gymnasium machte Nägel mit Köpfen und schaffte die Hausaufgaben für die Schüler der Jahrgangsstufen fünf bis neun ganz ab (wir berichteten). Nach den Herbstferien im vergangenen Jahr startete das Ganztags-Gymnasium mit dem neuen Konzept, „wir haben damit auf eine Aufforderung der Bezirksregierung reagiert, ein solches Konzept vorzulegen“, sagt Brigitte Fontein, Leiterin des Elsa-Brändström-Gymnasiums, „das muss jede Schule machen“.

Skepsis und Ängste

Auch wenn die neue Regelung zu den Hausaufgaben mit „großer Mehrheit in den Gremien unserer Schule durchgegangen ist“, berichtet Fontein, „gibt es immer noch viel Skepsis und Ängste auf Seiten der Lehrer und der Eltern“. Bei den Kollegen „sind einzelne der Meinung, dass es im Unterricht nicht genügend Zeit gibt, um auf die Übungszeiten zu Hause verzichten zu können“, sagt die Direktorin über die Erfahrungen der vergangenen Monate. Da würden dann trotzdem Hausaufgaben aufgegeben. „Ich kann das so für meinen Unterricht nicht bestätigen“, erklärt Fontein, die Englisch und Französisch unterrichtet, „meine Schüler sind durch die fehlenden Hausaufgaben nicht abgesackt“.

Eltern befürchteten durch die Abschaffung vor allem „Kontrollverlust“, weiß die „Elsa“-Direktorin. „Sie haben den Eindruck, nicht zu wissen, was läuft, was ihre Kinder eigentlich in der Schule machen“. Bei einer Projektgruppensitzung nach Weihnachten zum Thema, an der Lehrer und Eltern teilnahmen, kamen diese Bedenken auf. Aber: Ein Vertreter des NRW-Schulministeriums, der ebenfalls beim Treffen dabei war, bestärkte das Oberhausener Gymnasium in seinem Tun. Das sei genau die richtige Richtung.

Nicht ganz auf Hausaufgaben verzichten

Keine Hausaufgaben mehr – heißt das, die Schüler der Sekundarstufe I am „Elsa“ müssen gar nicht mehr üben? „Da wir in der Regel Doppelstunden haben, wollen wir die 90 Minuten Unterrichtszeit aufspalten in 70 Minuten Lernzeit und 20 Minuten Übungszeit“, erläutert Brigitte Fontein. Ganz auf häusliche Beschäftigung kann aber auch das „Elsa“ nicht verzichten: „Vokabeln lernen, einen Roman für den Deutschunterricht lesen, das muss sein.“ Und auch individuelle häusliche Übungen, zum Beispiel für Mathematik, seien weiterhin möglich. „Es ist doch so: Ritualisierte Hausaufgaben, alle machen den gleichen Kram, das ist einfach nicht effektiv“, bekräftigt Fontein noch einmal die Entscheidung für die Abschaffung des häuslichen Fleißes. Die Kinder seien eh schon sehr lange am Tag in der Schule. „Irgendwann ist auch mal gut.“

Dass Hausaufgaben vor allem von Eltern als Problem gesehen werden, erlebt auch Claus-Peter Teilich, Leiter der Schulberatungsstelle. Wenn Hausaufgaben aufgegeben würden, was der Schulpsychologe durchaus für sinnvoll hält, dann sei es enorm wichtig, dass der Schüler auch eine Rückmeldung erhält. Wohlgemerkt: vom Lehrer.