Oberhausen. Die Brüder-Grimm-Schule bringt Kindern mit dem Integrationsrat als Partner andere Kulturen näher.I m Zuge des Pilotprojekts „Vielfalt von Anfang an“ besuchten Schüler die Liberale Jüdische Gemeinde.

„Einen Guten Rutsch zu wünschen, dieser Neujahrgruß ist aus dem Hebräischen entlehnt“, sagt Lev Schwarzmann den gebannt zuhörenden Kindern. „Rutsch kommt von ‘Rosch’, was Kopf heißt“, erklärt der Vorsitzende der Liberalen Jüdischen Gemeinde. Man wünsche sich also den guten Anfang eines Jahres, so lautet die freie Übersetzung. Neben solchen sprachlichen Blüten hat Schwarzmann für die 15 Kinder der Brüder-Grimm-Schule auch einen ganzen Strauß an Grundlagenwissen parat. „Die jüdische Thora haben die Christen als Altes Testament übernommen und ein Neues Testament dazu geschrieben.“ Manchen Zuhörer überrascht er mit dieser Erkenntnis.

Oberhausen wird bunter

Oberhausen wird immer bunter: Der Anteil von Kindern mit Zuwanderungsgeschichte nimmt beständig zu, Menschen aus etwa 130 Nationen mit unterschiedlichen Kulturen und Religionen leben in der Stadt zusammen. Die Brüder-Grimm-Schule will darum vorangehen und den Kindern, die zum Großteil selbst einen Migrationshintergrund haben, das Thema Interkulturalität möglichst früh näher bringen. In Kooperation mit dem Integrationsrat startete deswegen im vergangenen September das Projekt „Vielfalt von Anfang an“. „Oberhausen hat so viele verschiedene Facetten. Mit diesem Projekt wollen wir den Kindern abstrakte Dinge wie verschiedene Kulturen und Religionen erklären“, so Ercan Telli, Geschäftsführer des Integrationsrates.

Auf alles eine Antwort finden

Eines wird bei dem Besuch schnell deutlich. Die Kinder dieser Arbeitsgemeinschaft, die sich aus Schülern der 3. und 4. Klasse zusammensetzt, haben jede Menge Fragen mitgebracht. „Was ist das für eine Sprache? Warum tragen Juden solche kleinen Hüte? Und was bedeutet eigentlich koscher?“, meldet sich ein Schüler nach dem anderen mit in die Höhe gestrecktem Finger. Auch wenn die Themen manchmal etwas quer durcheinander gehen, versucht Schwarzmann auf alles eine Antwort zu finden.

„Es gibt kein Patentrezept“

„Das ist ein Pilotprojekt“, erzählt Schulleiterin Christel Ostermann. „Ein Patentrezept, wie man diese Themen am besten angehen sollte, gibt es einfach nicht.“ Zusammen mit der Sozialpädagogin Claudia Gawol hatte sie Kinderbücher und andere Medien gesichtet. „Wir gehen offen damit um und nehmen Anregungen auf, was funktioniert oder eben nicht angenommen wird“, so Ostermann. Schließlich will man für künftige Gruppen einen Ideen-Grundstock bilden. „Wir haben mit den Schülern bereits Stolpersteine besucht, die an Oberhausener Juden erinnern sollen, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden. Das war thematisch zu abstrakt, als dass die Kinder verstanden hätten, worum es eigentlich ging“, sagt die Schulleiterin. Beim nächsten Mal wird das Thema anders angegangen, ein Besuch der jüdischen Gemeinde soll am Anfang stehen. Gut wird das Buch „Hanas Koffer“ aufgenommen, das von einem jüdischen Mädchen in der von den Nazis besetzten Tschechoslowakei handelt. „Man merkt, dass die Schüler viel Empathie entwickeln. Das ist eines unserer Ziele.“