Oberhausen. . Interkulturelle Kompetenzen von Lehrern sind gefragt.

Die Religionszugehörigkeit der Oberhausener Schüler hat sich in den vergangen Jahren deutlich verändert. Das hat natürlich auch Auswirkungen auf den Unterricht an den örtlichen Schulen. Wie bewerten Vertreter der Kirchen und des Integrationsrates die Veränderungen?

„Es gibt an immer mehr Schulen Schwierigkeiten, einen evangelischen Religionsunterricht anzubieten“, sagt Pastor Henning Wilms, Schulreferent der Evangelischen Kirche Oberhausen. Das habe zwei Ursachen. Neben einem kleiner werdenden Anteil von evangelischen Schülern, liege es ebenso am Personalmangel. „An vielen Schulen fehlen die Lehrkräfte, die Religionsunterricht geben können. Religion scheint für Lehramtsstudenten nicht die erste Wahl zu sein.“ Da aber im Grundgesetz der Anspruch auf angemessenen Religionsunterricht verankert sei, müsse auch jedes Kind einen solchen besuchen können. „Ich stehe da in Gesprächen, wie durch Änderungen im Unterrichtsplan Lehrer dafür frei werden“, so Wilms. „Die Einführung des islamischen Religionsunterricht bietet vielleicht eine Chance, das Thema Religion insgesamt an den Schulen wieder in die Diskussion zu bringen.“

Islamunterricht ausweiten

Den angesprochenen Islamunterricht nennt Ercan Telli, Geschäftsführer des Integrationsrates, „ein zartes Pflänzchen“. Im laufenden Schuljahr wird dieses Fach zum ersten Mal an insgesamt 44 Grundschulen in NRW angeboten – so etwa auch an der Brüder-Grimm-Schule in der Stadtmitte. „Das ist auf jeden Fall ein Anfang“, findet Telli. Doch dürfe man sich auf diesem Pilotprojekt nicht ausruhen. „46,5 Prozent der neugeborenen Kinder in Oberhausen haben einen Migrationshintergrund. Ein großer Teil davon sind muslimische Kinder.“

Im Nachbarland Österreich etwa, sei man bei der ganzen Diskussion schon deutlich weiter. „Dort sind islamische Gemeinden Körperschaften des öffentlichen Rechts, also den Kirchen gleichgestellt.“ Ein ähnlichen Schritt hält Telli auch für die Bundesrepublik denkbar. „Der Islam gehört zu Deutschland.“

Pater Ernst-Otto Sloot sitzt für die katholische Kirche im städtischen Schulausschuss. „Bisher gibt es keine Probleme, dass katholischer Religionsunterricht an mangelnden Schülerzahlen scheitern würde.“ Um Menschen mit unterschiedlichen Kulturen und Religion zusammenzubringen, sieht er die Schulen in einer zentralen Position. „Die einzige Institution, die Menschen zusammenführt, die sonst wenig bis nichts miteinander zu tun haben, ist die Schule.“ Darum spricht sich Pater Sloot für eine Stärkung der Interkulturellen Kompetenzen von Lehrern und Schulleitern aus.