Oberhausen. .

Was macht eigentlich ein Einkäufer? Und welche Aufgaben hat man, wenn man für die Arbeitsvorbereitung zuständig ist? Für unsere Serie „Mein Job“ waren wir zu Besuch bei der Firma Leantechnik im Gewerbegebiet Im Lipperfeld und haben zwei junge aufstrebende Männer getroffen, die ihren Job mit großer Begeisterung machen.

Zahnstangenhubgetriebe – ein sperriges Wort. Nicht für René Halw, der seine Ausbildung zum Industriekaufmann bei Leantechnik absolviert hat und dort nun als Einkäufer arbeitet. „Zahnstangen-hubgetriebe“, erklärt er, „setzen lineare, vertikale und horizontale Bewegungen um.“ Es geht noch einfacher: „Wir heben Dinge an.“ Die von der Oberhausener Firma produzierten Getriebe werden überall gebraucht, wo es automatisierte Vorgänge gibt, die präzise ausgeführt werden müssen. Im Textilgewerbe zum Beispiel oder im Karosseriebau in der Automobilindustrie, wo 80 Prozent der Leantechnik-Verkäufe gemacht werden.

Platz für Neues

Die Geschäfte laufen gut bei dem mittelständischen Unternehmen. Es wird gerade an- und umgebaut, die Strukturen ändern sich und das schafft Platz für Neues. Für einen 22-Jährigen zum Beispiel, der gerade als ein-Mann-Abteilung den Einkauf der 45-Mitarbeiter-Firma komplett alleine stemmen muss, zumindest übergangsweise, weil Kollegen ausgefallen sind. Kein Problem für René Halw, der in erster Linie dafür sorgt, dass die Lager mit etwa 1000 verschiedenen Artikeln immer gut gefüllt sind. Weitere Aufgaben: Lieferantenmanagement, Marktanalyse, Vertragsverhandlungen.

„Fünfzig Prozent meiner Verhandlungspartner fällt die Kinnlade herunter, wenn sie mich das erste Mal sehen“, sagt der Sterkrader. Trotz Hemd, Krawatte und geputzten Schuhen – man sieht ihm seine 22 Lenze natürlich an. Nicht aber seine Erfahrung, die er in einer „sehr praxisorientierten Ausbildung“ gewonnen hat, oder dass er nebenbei noch ein Bachelor-Studium zum Business Administrator wuchtet, drei Tage pro Woche nach Feierabend.

Nur die Ahnung zählt

„Vier von fünf fangen sich nach zwanzig Minuten wieder“, sagt Halw zu den Begegnungen mit alten Hasen. Über die anderen, die es nicht schaffen, ihn ernst zu nehmen oder „einen auf fürsorglicher Onkel machen“, sagt er: „Wenn sie was verkaufen wollen, dann müssen sie da durch.“ Schließlich sollte nur zählen, „ob man Ahnung hat oder nicht“, findet er. „Die Firma würde mir ja nicht die Verantwortung übergeben, wenn ich sie nicht übernehmen könnte.“

Bis zu 100 000 Euro reicht sein Unterschriftenvolumen immerhin, danach erst wird eine Zweitunterschrift notwendig. „Wenn es um Millionen geht, sitzt natürlich die Geschäftsführung mit am Tisch.“ Doch auch das Zuschauen sei spannend, wie ohnehin alle Vertragsverhandlungen.

„Der Kontakt, die Kommunikation, das ist das Tolle an meinem Job“, sagt Halw. Dazu gehören aber auch: Menschen, die versuchen, ihm per Telefon und Mail Dinge zu verkaufen, die er nicht braucht. Doch das Profi-Abwimmeln gehört zum Dasein als Profi-Einkäufer dazu. Und zum Ausgleich gibt’s ja noch Leckerbissen: Reisen nach Italien zu internationalen Kunden.

„Je stressiger es ist, desto besser“
Philipp Völker überwacht die Aufträge bei Leantechnik

Arbeitsvorbereitung und Fertigungsorganisation, so lautet die korrekte Jobbezeichnung für Philipp Völker. Der 26-Jährige hat seine Ausbildung zum Industriemechaniker bei Leantechnik gemacht und ist gleich dort geblieben. Doch seither ist viel passiert im Betrieb, sein Aufgabenbereich ständig in Veränderung.

Als der Essener 2008 Im Lipperfeld anfing, arbeiteten etwa acht Personen in der Fertigung, inzwischen sind es 14. Während Völker damals als Azubi der Neuling und das Küken war, trägt er heute große Verantwortung und muss sogar seinen einstigen Vorgesetzen auf die Finger schauen. „Anfangs war das eine Hürde für mich“, sagt er. „Ich habe mich ganz unwohl gefühlt.“ Doch Routine und Erfahrung ließen Zweifel schwinden und ein Kommunikationsseminar, spendiert von der Firma, tat ihr Übriges.

Heute freut sich Philipp Völker über seine Aufgaben und darüber, dass sein Job sich stetig mit der Firma entwickelt: „Ich mache Auftragsüberwachung, passe auf, dass die Bestellungen rechtzeitig rausgehen, erstelle Maschinenbesetzungspläne und bin der erste Ansprechpartner für die Verwaltung.“

Nur noch in Stoßzeiten muss er selbst ran an die Maschinen und auch das mache ihm großen Spaß, denn die Erfahrung habe gezeigt: „Je stressiger es ist, desto besser arbeiten wir zusammen.“ Und Völker will noch weiter: Drei Mal pro Woche drückt er abends die Schulbank. In drei Jahren ist er staatlich geprüfter Maschinenbau-Techniker. Und ein Mitarbeiter, der mit seiner Firma gewachsen ist.