Oberhausen. „Zeitzeugen“ diskutieren im Industriemuseum über den Strukturwandel. Verlust der Montanindustrie kostete Oberhausen 50 000 Arbeitsplätze.

Eine rußbedeckte, dreckige Stadt, zugestellt mit Kühltürmen und Zechen, so beschreibt Frank Lichtenheld, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Oberhausen, seine erste Vorstellung von der Stadt, basierend auf Kindheitserlebnissen im Ruhrgebiet. Ein Image, das sich nach seiner Ansicht bundesweit noch immer hartnäckig hält, mit der Realität jedoch nichts mehr gemein hat.

In den 1960er Jahren erreichte die Krise der Montanindustrie auch Oberhausen, deren Wirtschaft auf Bergbau und Stahl gründete. Ein stetiger Strukturwandel begann, der bis heute über 50.000 Industriearbeitsplätze kostete. Es gibt keine einzige Zeche, keine einzige Kokerei, kein einziges Stahlwerk mehr.

Keine Zechen, keine Kokerei

Wulf Bohnenkamp, der legendäre frühere Vorstandschef von MAN Turbo, kann sich nur zu gut an die Zeit erinnern, als er 1980 von Hamburg in die Industriestadt Oberhausen kam – und er dann 20 Jahre lang die Basis für den heutigen internationalen Erfolg des Sterkrader Turbomaschinen-Werks legte. Gemeinsam mit Frank Lichtenheld, der die Anfänge der Neuen Mitte hautnah miterlebte, diskutierte er in der „Zeitzeugen-Reihe“ des LVR-Industriemuseums unter Moderation von WAZ-Redaktionsleiter Peter Szymaniak die Wirtschaftsentwicklung Oberhausens.

Von der Elbe zur Emscher – Bohnenkamp hatte es bei Freunden und bei seiner Ehefrau nicht einfach, den Schritt ins Ruhrgebiet zu erklären. „Wir haben uns damals aber nicht für eine Stadt entschieden, sondern für die interessante Aufgabe.“ Die wirtschaftliche Lage der damaligen MAN GHH war mit einem Verlust von 42 Millionen Euro so mies, dass ihm Unternehmensberater rieten: „Am besten hauen Sie schnellstmöglich wieder ab, hier gibt es keine Lösung.“

Verlust von 42 Millionen Euro

Die kannten aber den damals 44-jährigen gebürtigen Schlesier schlecht („Abzuhauen ist nicht meine Art“) – er vollzog den Strukturwandel, den das Ruhrgebiet insgesamt bewältigen muss, erfolgreich auf betriebswirtschaftlicher Ebene. „Wir stellten Berater ein, reduzierten unsere Fertigungsstunden um 35 Prozent, verbesserten unsere Abläufe und bauten ein weltweites Vertriebsnetz auf“, resümiert Bohnenkamp.