Oberhausen. . Ein ehemaliger Vorstand der Wohnungsbaugenossenschaft Oberhausen steht wegen gewerbsmäßiger Untreue vor Gericht. Bei mehr als 4000 Aufträgen veranschlagte Landsiedel vorsätzlich höhere Kosten. Dafür wurde er reich von den beteiligten Firmen belohnt, über 200.000 Euro wanderten in seine Tasche.
Noch vor wenigen Jahren war Klaus Landsiedel ein angesehener Bürger in Oberhausen. Und finanziell schlecht ging es ihm als technischer Vorstand der gemeinnützigen Wohnungsbaugenossenschaft (GWG) auch nicht gerade. Das hat sich dramatisch geändert: Ansehen, Haus und Erspartes sind weg. „Ich lebe in bescheidenen Verhältnissen“, so der 66-Jährige gestern vor dem Landgericht Duisburg. „Aber das bin ich natürlich vor allem selbst Schuld.“ Denn Klaus Landsiedel hat seinen früheren Arbeitgeber in großem Stil betrogen.
4252 Fälle gewerbsmäßiger Untreue
4252 Fälle gewerbsmäßiger Untreue listet die 400 Seiten starke Anklageschrift gegen ihn auf. Zwischen 2005 und 2009 soll Landsiedel die GWG durch überhöhte Handwerkerrechnungen um rund 1,4 Millionen Euro geprellt haben. Und dafür ließ er sich bestechen. Unter dem Namen seiner Ehefrau hatte Landsiedel mit dem Mitangeklagten Klaus K. (63), dem die Anklage Beihilfe zur Untreue und Bestechung vorwirft, die Kalko-GmbH gegründet, die als Generalunternehmer für Reparaturen und Sanierungsarbeiten der GWG-Wohnungen agierte. Eine der am häufigsten beauftragten Firmen war die Installationsfirma von Klaus K. Er und andere Handwerker rechneten ihre Leistungen mit der Kalko korrekt ab.
Doch in mehr als 4000 Fällen wurde auf die Rechnungen, die der Generalunternehmer später an die GWG stellte, etwas draufgeschlagen: So wurden, da es für die meisten Arbeiten von der GWG festgelegte Preise gab, vor allem mehr Arbeitsstunden aufgelistet, als tatsächlich geleistet wurden. Rechnungen, die Landsiedel überprüfte und mit einem weiteren Vorstand bestätigte.
Bestechung belief sich auf 214.000 Euro
Klaus Landsiedel wurde für seine Dienste belohnt: Seine nichtsahnende Ehefrau stand auf der Gehaltsliste von Klaus K., obwohl sie nie einen Finger krummmachte, Landsiedel bekam ein schickes Auto zur Verfügung gestellt und ein Darlehen sollte er nie zurück zahlen. Insgesamt, so die Anklage, belief sich die Bestechung für die bevorzugte Behandlung der Firma des Mitangeklagten auf rund 214.000 Euro.
Beide Angeklagte legten bereits während der Ermittlungen umfangreiche Geständnisse ab. Und sie leisteten Schadenswiedergutmachung: Landsiedel zahlte 608.000 Euro, Klaus K. 515.000 Euro.
Ausdrückliche Entschuldigung
Klaus Landsiedel, der ebenso wie seine Ehefrau als Folge der Taten unter erheblichen Gesundheitsproblemen leidet, entschuldigte sich gestern ausdrücklich für seine Verfehlungen: „Ich habe alles getan, um den Schaden wieder gut zu machen. Ich werde alles zur Aufklärung beitragen. Ich entschuldige mich bei meiner Familie, dem Vorstand und den Mitgliedern der GWG.“
Für den Prozess sind bis zum 14. Februar vier weitere Verhandlungstage vorgesehen.