Oberhausen. .
Immer öfter geraten Wohnungseigentümer finanziell ins Straucheln, eine vergleichsweise hohe Anzahl von Zwangsversteigerungen in Oberhausen ist die Folge. Birgit Dreehsen, Wohnungsverwalterin bei der MIO GmbH, benennt zwei Gründe: „Zum einen gehen viele Menschen völlig blauäugig an den Erwerb von Wohneigentum, zum anderen können schwarze Schafe bei Wohnungsverwaltern finanzielle Schieflagen verursachen.“
Einen solchen Fall schildert Werner P., der als Beiratsmitglied einer Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG) jedem Eigentümer rät: „Man muss sich um sein Eigentum kümmern, darf sich nicht völlig auf Verwalter verlassen.“ Beispielhaft berichtet er von Unregelmäßigkeiten in Abrechnungen. Die WEG wechselte den Verwalter, doch der finanzielle Schaden sei da bereits angerichtet.
Käufer vergessen Nebenkosten
Wichtiger noch sei, so Birgit Dreehsen, zu prüfen, ob sich ein Wohnungskauf finanziell stemmen lasse. Was im Fernsehen leicht ausschaue, erweise sich als vielschichtige „Baustelle“: „Bei Zwangsversteigerungen etwa lassen sich Interessenten nur vom vermeintlich günstigen Kaufpreis locken.“
Oft würden Neu-Eigentümer nicht einkalkulieren, dass Müllentsorgung oder Heizung zusätzliche Kosten verursachen. Auch Sanierungen seien zu bedenken. Dreehsen nennt ein Beispiel: „Der Kaufpreis für ein Objekt beträgt in der Zwangsversteigerung 30.000 Euro. Doch das scheint nur günstig, wenn man nicht weiß, dass eine Dachsanierung ansteht. Die kann, je nach Größe, über 100.000 Euro kosten, die auf alle Eigentümer umgelegt werden.“
Tipp: 7,50 Euro Rücklage
Auch versäumten es Käufer, Berichte und Konten der Hausverwaltungen einzusehen: „Wenn Sanierungen nicht durchgeführt werden, liegt es nahe, dass bei dieser WEG Rücklagen fehlen.“ Und: „Man muss diese auch für künftige Reparaturen bilden. Macht man das vom ersten Tag an, sind es 7,50 Euro pro Quadratmeter und Jahr, sonst mehr.“ Für Reparaturen in den eigenen vier Wänden muss der Eigentümer selbst aufkommen; auch dafür sollten Reserven geschaffen werden.
In einer WEG müssten alle Eigentümer Ausgaben mitschultern, sagt Birgit Dreehsen: „Kann einer nicht zahlen, trudeln auch bei den anderen Mitgliedern Pfändungsbescheide ein.“ Die Frage, die sich jeder stellen sollte, der etwa seit zwei Jahren leerstehenden Wohnraum kaufen will, sei: „Warum ist das so?“ Dreehsen: „Oft sind viele Sanierungen notwendig.“
Die Zahl derjenigen, die ihr Wohneigentum nicht mehr halten können, sei seit Jahren in Oberhausen hoch – mit leicht steigender Tendenz, sagt Karl Hörnschemeyer von der Schuldnerberatung der Diakonie. Derzeit stehen 162 Objekte beim Amtsgericht zur Zwangsversteigerung an (www.zwangsversteigerung.de). Zum Vergleich: In Mülheim etwa sind es nur 22.
Informationen im Vorfeld können Desaster verhindern
2010 und 2011 standen in Oberhausen je etwa 250 Wohnungen und Häuser zur Zwangsversteigerung an, sagt Amtsgerichtsdirektor Berthold Bendorf. „In diesem Jahr werden es um die 270 sein.“
„In den letzten zehn Jahren kamen vielleicht drei Leute, die vor dem Kauf einer Eigentumswohnung bei uns wegen der Finanzierung nachfragten“, bedauert Hörnschemeyer. Ausführliche Informationen im Vorfeld könnten manches finanzielle Desaster verhindern, ist er sicher. Stattdessen verließen sich viele auf Informationen eines Maklers, bestätigt er die Erfahrungen von Birgit Dreehsen und führt aus: „Hat man weniger als 2500 Euro netto im Monat zur Verfügung, sollte man über Wohneigentum gar nicht nachdenken.“
Problematisch sei, dass viele Geldinstitute Kredite gewähren, wenn kein Eigenkapital vorhanden ist: „Früher waren rund 30 Prozent Eigenkapital üblich. Das gibt es kaum noch.“